EU-Austritt der Briten:Britischer Notenbankchef vergleicht harten Brexit mit Finanzkrise

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Mark Carney, Chef der britischen Notenbank. (Foto: AP)
  • Der britische Zentralbankchef Mark Carney hat die Regierung vor den schweren Folgen eines harten Brexit gewarnt.
  • Ein Austritt ohne Abkommen mit der EU könne zu steigender Arbeitslosigkeit und drastisch fallenden Immobilienpreisen führen.

Der Chef der britischen Notenbank, Mark Carney, hat das Kabinett von Premierministerin Theresa May mit eindringlichen Worten vor den Folgen eines harten Brexit gewarnt. Ein abrupter Austritt ohne ein Abkommen mit der Europäischen Union könne für das Land ähnliche Folgen haben wie die Finanzkrise 2008, sagte Carney laut Guardian bei einem Treffen am Donnerstagabend. Auch andere britische Medien berichten über die deutlichen Worte des Notenbankers.

Nach Angaben von Kabinettsmitgliedern soll Carney ein düsteres Szenario gezeichnet haben. Die Arbeitslosigkeit, die zuletzt bei etwa vier Prozent lag, könne demnach auf zweistellige Prozentsätze steigen. Immobilienpreise könnten dagegen abrupt fallen: innerhalb von drei Jahren um 25 bis 35 Prozent. Die britische Notenbank Bank of England (BOE) kommentierte die Äußerungen nicht.

Kurz nach dem Treffen veröffentlichte die Regierung auch ein weiteres Paket ihrer sogenannten technischen Bekanntmachungen. Der Katalog soll eine Art Ratgeber für den Fall eines harten Brexit sein und Bürger sowie Unternehmen auf die möglichen Konsequenzen hinweisen.

Wieder Roaminggebühren für Briten?

Unter anderem warnen die Behörden davor, dass britische Führerscheine in der EU nicht mehr gültig sein könnten. Ihre Inhaber müssten sich entweder nachschulen lassen oder sich einen internationalen Führerschein besorgen. EU-Bürger in Großbritannien können dagegen weiter mit ihrer nationalen Fahrerlaubnis Auto fahren. Auch müssten die Briten damit rechnen, dass die Nutzung ihres Handys in EU-Ländern teurer werde, weil für sie Roaminggebühren anfallen dürften.

In dem Papier der Regierung in London wird unter anderem die besonders umstrittene Frage des künftigen Grenzverkehrs zwischen dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland und dem EU-Mitglied Irland aufgegriffen. Demnach sollen irische Staatsbürger im Falle eines "No-Deal" wie bisher nach Großbritannien einreisen und auch dort bleiben dürfen. Routine-Grenzkontrollen bei Reisen zwischen den beiden Nachbarn soll es nicht geben.

Brexit-Minister Dominic Raab betonte, dass der wahrscheinlichste Ausgang der Gespräche nach wie vor sei, dass sich beide Seiten auf ein Abkommen einigten. In EU-Diplomatenkreisen hieß es, kommende Woche solle auf Spitzenebene der Europäischen Union diskutiert werden, ob man im November einen Brexit-Sondergipfel ansetze. Großbritannien tritt am 29. März 2019 aus der EU aus.

© SZ.de/jps/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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