Der bevorstehende Ausstieg Großbrianniens aus der EU hat den größten Kurssturz des Dax seit 2008 ausgeslöst. Er fiel zur Eröffnung am Freitag um 9,98 Prozent auf 9233,48 Punkte. Es ist damit der größte Verlust des Dax seit dem Jahr der Finanzkrise. Der Verlust ist noch größer als an der Londoner Börse. Dort fiel der FTSE-Index zu Handelsbeginn aber ebenfalls deutlich um etwa 8,7 Prozent. Besonders stark waren Papiere von Banken betroffen. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank brachen im Dax um jeweils knapp 17 Prozent ein, in London verloren wichtige Bankentitel, etwa die der Royal Bank of Scotland, fast 30 Prozent an Wert.
In den vergangenen Tagen hatte sich an den Märkten die Überzeugung ausgebreitet, dass die Briten für einen Verbleib in der EU stimmen würden. Doch nach Auszählung der Stimmen ist nun klar: Die Märkte haben sich geirrt. Großbritannien will die EU verlassen. Und das erschüttert die Märkte. Die Unternehmen verlieren dadurch schlagartig an Wert, die Anleger Geld.

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Großbritannien müsse "in Binnenmarkt integriert bleiben"
Aus der Wirtschaft dürfte das fast keinem gefallen. Neue Handelsbarrieren können die Konjunktur schwächen. Und durch den massiven Kursverlust des Pfunds könnten auch die Importe aus Großbritannien deutlich zurückgehen. "Die Entscheidung für den Austritt Großbritanniens aus der EU ist ein Alarmsignal für die Unternehmen", sagte Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDMA. Er vertritt die Maschinenbauer, die nun um ihre Exporte nach Großbritannien fürchten.
Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, forderte rasches politisches Handeln. "Die Politik muss jetzt alles tun, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen", erklärte er am Morgen. Großbritannien müsse "so weit wie möglich" in den europäischen Binnenmarkt integriert bleiben, forderte Fuest.
Dax-Unternehmen versuchen zu beruhigen
Erste Dax-Konzerne äußerten sich bereits zur Situation und versuchten zu beruhigen: Der Energiekonzern Eon, der mit Teilen seines Geschäfts auch in Großbritannien aktiv ist, teilte mit: "Die Konsequenzen für Eon sind beherrschbar." Deutsche-Bank-Chef John Cryan, selber Brite, sagte, dass sein Unternehmen gut auf die Folgen vorbereitet sei: "Sicherlich sind wir als Bank mit Sitz in Deutschland und einem starken Geschäft in Großbritannien gut darauf vorbereitet, die Folgen des Austritts zu mildern", sagte Cryan. Gleichzeitig betonte er: "Das ist kein guter Tag für Europa. Die Konsequenzen lassen sich noch nicht vollständig absehen. Sie werden aber für alle Seiten negativ sein."
Beim Autohersteller BMW, der mehr als zehn Prozent seiner Autos nach Großbritannien verkauft, reagierte man zunächst zurückhaltend: "Die Konsequenzen dieser Entscheidung sind heute noch nicht absehbar. Klar ist, dass nun eine Phase der Unsicherheit beginnt", teilte der Autokonzern mit. "Wir erwarten jedoch zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien."

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Mit Material aus den Nachrichtenagenturen