Brexit:"Chaotische Situation"

Ob Opel, Daimler oder BMW: Die Autokonzerne warnen immer stärker vor den Folgen des Brexit - und bereiten sich fürs Schlimmste vor.

Von Max Hägler und Leo Klimm, Paris

Es sind deutliche Worte von BMW-Chef Harald Krüger: Sollte es keine Einigung geben zwischen der Europäischen Union und Großbritannien, sollte also der harte Brexit kommen am 29. März nächsten Jahres, dann werde es "nur Verlierer" geben. Auf beiden Seiten des Kanals.

Der neue 3er-BMW, ein Elektro-Renault für den chinesischen Markt, ein neuer Geländewagen von Mercedes: Auf den ersten Blick ist der Autosalon in Paris eine Verkaufsshow wie jede andere. Aber in den Gesprächen mit den Firmenchefs hier geht es auch um diesen politischen Bruch, der näher kommt, ohne dass die Rahmenbedingungen klar sind. Von einer "außerordentlich traurigen Entwicklung" spricht Daimler-Chef Dieter Zetsche mit Blick auf den Brexit. Schon jetzt schwächelt der Markt in Großbritannien, die Briten üben Kaufzurückhaltung. Aber es geht auch um die Frage: Wie kommen Teile und ganze Autos auf die Insel und weg von dort? "Alle Firmen bereiten sich aufs Schlimmste vor und hoffen aufs Beste. Das Schlimmste ist ein harter Brexit. Es steht zu hoffen, dass die Vernunft die Oberhand gewinnt", sagt Carlos Ghosn, Chef der Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi, die in Großbritannien etliche Autos baut.

Auch die Opel-Schwestermarke Vauxhall ist betroffen. Gleich nach der Opel-Übernahme durch den französischen PSA-Konzern waren im Vauxhall-Werk bei Liverpool 400 Stellen gestrichen worden - als Beitrag zur Sanierung des Unternehmens. Ein harter Brexit dürfte erst recht nichts Gutes verheißen. Zollschranken und der Verlust der Bewegungsfreiheit für Menschen und Güter könnten diese Bemühungen zur Sanierung wieder zunichtemachen, warnt PSA. Der deutliche Appell von Konzernchef Carlos Tavares an die Brexit-Chefunterhändler auf Seiten der britischen Regierung und der EU: "Meine Botschaft an Theresa May und Michel Barnier ist: Sie müssen zu einer Einigung kommen!"

BMW hat vier Werke in Großbritannien, unter anderem für die Marke Mini, es ist auch der viertgrößte Markt für die Münchner. Er sehe die Chancen bei 50 zu 50, dass sich die EU und das abtrünnige Mitglied nicht auf neue Regeln bei Zöllen oder der Grenzsicherung verständigen könnten, sagt Krüger. Und so bereiten sie sich in der Konzernzentrale mittlerweile auch auf eine "chaotische Situation am Tunnel" vor: Auf Tage und Wochen, wenn nichts mehr durch diese zentrale Lebensader läuft. Das größte Problem seien dabei die Zulieferteile, heißt es bei BMW. Um das abzupuffern, wurden die Werksferien vom Sommer 2019 auf den April vorgezogen und Lager angemietet. Dem Vernehmen nach soll auch ein eigens angemietetes Transportflugzeug helfen, wenn auf den Straßen Chaos herrscht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: