Breitbandausbau der Deutschen Telekom:Neue Technik, alter Streit

Die Telekom könnte bald doppelt so schnelles Internet anbieten wie bisher. Die Bundesnetzagentur hat nun die technischen Voraussetzungen für das sogenannte Vectoring geschaffen. Rivalen befürchten allerdings, dass der Konzern dadurch wieder eine Monopolstellung erhält.

Von Björn Finke

Die Deutsche Telekom darf in Ballungsgebieten demnächst eine neue Technik einsetzen, um schnelle Internetanschlüsse noch schneller zu machen. Dazu erhält der einstige Monopolist die Hoheit über seine Kabelverzweiger, also die grauen Kästen am Straßenrand. So steht es in einem Entscheidungsentwurf, den die Bundesnetzagentur in Bonn am Dienstag veröffentlicht hat.

Das Unternehmen und seine Konkurrenten haben nun einen Monat Zeit, dazu Stellung zu nehmen; danach muss die EU-Kommission mitteilen, ob sie Einwände hat. Dass der Regulierer diese neue Technik, die Vectoring heißt, zulässt, ist Voraussetzung für die Investitionspläne der Telekom. Der Dax-Konzern will bis 2016 sechs Milliarden Euro in den Breitbandausbau in Deutschland stecken - einer der Gründe dafür, dass die Bonner ihre Dividende kappen.

Bislang übertragen die schnellen VDSL-Anschlüsse Daten höchstens mit 50 Megabit pro Sekunde. Wird der Kabelverzweiger mit Vectoring aufgerüstet, sind 100 Megabit pro Sekunde möglich. So könnte VDSL mit den rasanten Internetangeboten der Kabelfernsehbetreiber mithalten.

Doch funktioniert das nur, wenn ein Unternehmen alle Leitungen kontrolliert, die vom Kabelverzweiger auf der Straße in die Wohnungen abgehen. Deshalb wollte die Telekom ihren Konkurrenten diese Leitungen nicht mehr vermieten. Die Rivalen schäumten, befürchteten eine Re-Monopolisierung des Netzes. Denn sie sind meistens darauf angewiesen, diese letzten Meter in die Häuser vom ehemaligen Staatsunternehmen zu mieten.

Der Kompromiss der Netzagentur sieht jetzt vor, dass die Telekom nur dann Vectoring nutzen und Wettbewerber aussperren darf, wenn in dem Gebiet auch ein Festnetz der Konkurrenz verlegt ist, also Fernsehkabel oder Glasfaser, so dass Kunden die Wahl haben. Außerdem muss die Telekom in dem betreffenden Ortsnetzbereich mehr VDSL-Anschlüsse besitzen als Konkurrenten wie Vodafone. Beides ist vor allem in Ballungsräumen gegeben.

Und da der Konzern den Rivalen keine nackten Leitungen mehr vermieten kann, muss er stattdessen fertige Internet-Pakete zur Miete anbieten. Das gilt umgekehrt genauso für die Konkurrenten: Sie dürfen Vectoring ebenfalls nutzen, müssen aber dann auch Wettbewerbern fertige Internetanschlüsse vermieten.

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