Die bayerische Privatbrauerei Oettinger wird unter ihrer Traditionsmarke 2004 voraussichtlich 6,4 Millionen Hektoliter Bier im Inland absetzen.
Das wären 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Einen entsprechenden Bericht des Magazins "Focus" bestätigte am Montag Brauerei-Inhaber Günther Kollmar.
Damit überrundet sie die bisher führende Privatbrauerei Krombacher, die 2004 etwa 5,5 Millionen Hektoliter absetzen dürfte.
Lieferung direkt an die Einzelhändler
Oettinger gilt mit seinem Niedrigpreisen als "Bier-Aldi" der deutschen Brauwirtschaft. Ähnlich den Discountketten der Albrecht-Brüder im Einzelhandel eilt Oettinger in der Brauwirtschaft der Ruf voraus: zu einem niedrigeren Preis kann es keiner.
Zum Erfolgsrezept von Kollmar, dessen Familie Oettinger 1956 übernahm, gehört das Vertriebssystem. Die Bayern beliefern den Einzelhandel direkt ohne Zwischenhändler.
Damit werden Handelszwischenstufen kostengünstig umfahren. Außerdem wird kein Geld für Fernsehwerbung ausgegeben. Unter der Marke "Original Oettinger" werden 16 verschiedene Biersorten von Alt bis Weizenbier angeboten.
Acht Millionen Hektoliter Gesamtausstoß
Auf dem Weg an die Spitze machte Oettinger mit dem Kauf der Produktionsstätte von Hannen in Mönchengladbach im Juli 2003 einen sehr großen Schritt nach vorn.
Damit waren die Bayern im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen direkt präsent. Der Ausstoß der Braustätte Mönchengladbach werde 2004 fast zwei Millionen Hektoliter betragen, erläuterte Kollmar. Das sei drei Mal mehr Bier als noch bei der Übernahme der Brauerei.
Der Gesamtausstoß von Oettinger inklusive der Handelsmarken und des Exportgeschäftes wird auf etwa acht Millionen Hektoliter geschätzt. Krombacher kann sich laut "Focus" damit trösten, noch immer Deutschlands beliebtestes Pils zu brauen. Bitburger ist beim Fassbierabsatz Spitze und damit die meistgezapfte Biermarke in Deutschland.
Bierkönig mit zahlreichen Marken ist Dr. Oetker. Die langjährige Bierkönigin Warsteiner rechnet 2004 mit einem weiteren Rückgang der Produktion auf nur noch 3,7 Millionen Hektoliter. Mitte der 90er Jahre hatte Warsteiner noch 6 Millionen Hektoliter verkauft.