Süddeutsche Zeitung

Braucht man das?:Handy Nord von Oneplus

Die Handys von Oneplus bieten in der Regel viel für wenig Geld. Das gilt besonders für das neue Modell.

Von Simon Hurtz

Seit sechs Jahren kennt Oneplus nur einen Weg: nach oben. Das chinesische Start-up hat sich zu einem der größten Smartphone-Hersteller gemausert. Doch nicht nur der Umsatz stieg stetig, auch die Preise kletterten konstant. Das Oneplus One kostete 299 Euro, das Oneplus 8 Pro kratzt an der 1000-Euro-Schwelle. Aus dem selbsternannten "Flaggschiff-Killer" ist ein Flaggschiff-Produzent geworden.

Mit dem Oneplus Nord kehrt das Unternehmen zurück zu seinen Wurzeln. Für 399 Euro gibt es derzeit kein besseres Gesamtpaket aus Hard- und Software. Der Preis bringt Kompromisse mit sich: Im Vergleich zum 8 Pro verzichtet Oneplus beim Nord auf ein gekrümmtes Display mit einer Bildwiederholrate von 120 Hertz, streicht Teleobjektiv und Stereo-Lautsprecher, ändert das Design und bietet kein drahtloses Laden an. Für manche Nutzer sind das Ausschlusskriterien. Die meisten Menschen dürften es verschmerzen - erst recht, wenn sie auf ihr Konto blicken.

Eine der größten Stärken von Oneplus ist Oxygen OS, wie der Hersteller sein Betriebssystem nennt. Es ähnelt dem unverbastelten Android, das Google auf seinen Pixel-Geräten ausliefert. Nutzer erhalten mindestens zwei Jahre Funktionsupdates und drei Jahre Sicherheitsupdates. Im Gegensatz zu anderen Herstellern hat Oneplus dieses Versprechen meist eingehalten. Die zusätzlichen Funktionen von Oxygen OS sind hilfreich, die Software funktioniert zuverlässig, die Bedienung fühlt sich flüssig an. Dazu tragen der flotte Prozessor (Snapdragon 765G) und das 6,4-Zoll-Display bei, das sich 90 Mal pro Sekunde aktualisiert. Solche Bildwiederholfrequenzen sind in dieser Preisklasse konkurrenzlos. Für die Kamera gilt das nicht unbedingt. Die Bildqualität liegt auf dem Niveau des Oneplus 8 (ohne Pro): solide, aber nicht überragend. Vielleicht hätte Oneplus statt zwei Front- und vier Rückkameras besser nur jeweils eine Kamera verbaut, die dann aber richtig optimiert. So macht es Google bei seinem Einstiegsgerät, dem Pixel 3a. Dessen Nachfolger, das Pixel 4a, steht kurz vor der Veröffentlichung und könnte Oneplus Konkurrenz machen.

Wer das Betriebssystem iOS bevorzugt, erhält mit dem iPhone SE von Apple ähnlich viel Gegenwert für sein Geld. Trotzdem ist das Nord von Oneplus ein Flaggschiff-Killer - das als solcher dann gleich auch das Spitzenmodell des eigenen Unternehmens bedroht.

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Quelle:
SZ vom 29.07.2020
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