Süddeutsche Zeitung

Braucht man das?:Große Kopfhörer

Warum eigentlich sollte man große Kopfhörer nutzen, wenn es doch auch drahtlose Knöpfe gibt? Nun, ein paar Argumente fallen einem da schon ein.

Von Helmut Martin-Jung

Der Trend entwickelte sich erst so richtig mit dem Aufkommen von iPods und Smartphones: Mit einem großen ohrumschließenden Kopfhörer draußen herumzulaufen, wäre davor kaum jemandem eingefallen. Aber warum eigentlich sollte man das überhaupt tun - wo es doch In-Ear-Knöpfe gibt, die einen nicht aussehen lassen wie eine Mickey-Maus?

Das ist zum einen eine Stilfrage. Die Kopfhörer lässig wie ein DJ um den Hals getragen, das mögen manche cool finden. Zum anderen ist es auch eine Einstellungssache. Wie viel will ich von meiner Umgebung eigentlich noch mitbekommen? Denn die ohrumschließenden Hörer isolieren einen akustisch schon wegen ihrer Bauweise ziemlich intensiv. Und viele davon kommen auch noch mit aktiver Geräuschunterdrückung, was diesen Effekt noch verstärkt.

Und, das ist das gewichtigste Argument, dann ist da noch der Klang. So druckvolle Bässe bekommt man mit Knöpfen im Ohr kaum hin, und wenn dann sind sie ein gutes Stück teurer als große Kopfhörer, die ebenso gut klingen. Es gibt aber natürlich auch sehr teure große Kopfhörer. Die feinen Details, die man bei solchen Geräten noch hört, sind erstaunlich. Das Rascheln des Notenpapiers bei Klassikaufnahmen, das Quietschen eines Stuhls, die Seidigkeit der Streicher, das Flirren einer Gitarrensaite.

Das sind dann aber Kopfhörer, die man entweder im Studio nutzt oder zu Hause. Gute Kopfhörer für einige Hundert Euro klingen um ein Vielfaches besser als Lautsprecher für denselben Preis. Gute Kopfhörer bieten also eine relativ preisgünstige Möglichkeit, Musik in hoher Klangqualität zu genießen - und das, ohne Mitbewohner oder Nachbarn zu stören.

Kopfhörer, die man in geschlossenen Räumen nutzt, haben meist auch eine andere Bauweise. Sie sind nicht geschlossen, also akustisch nach außen abgedichtet, sondern halb oder sogar völlig offen. Das kommt vor allem der Transparenz zugute. Ein Orchester wird fein gestaffelt, die Band scheint förmlich vor einem auf der Bühne zu stehen.

Wer viel Geld für einen Kopfhörer bezahlt, sollte auch auf die Qualität der Quellen achten. Sehr platzsparend komprimierte MP3-Dateien etwa offenbaren dann ihre klanglichen Schwächen. Auch die Ohm-Zahl ist wichtig. Kopfhörer mit niedriger Ohm-Zahl sind für Handys und iPods geeignet, die anderen eher für Hifi-Verstärker.

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Quelle:
SZ vom 01.07.2020
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