Nvidia Shield TV:Die beste Streaming-Box für Computerspieler

Nvidia Shield TV: Die Fernbedienung kostet extra - kein Wunder, sie richtet sich auch nicht an die Kernzielgruppe der Shield TV von Nvidia.

Die Fernbedienung kostet extra - kein Wunder, sie richtet sich auch nicht an die Kernzielgruppe der Shield TV von Nvidia.

(Foto: nVidia/PR)

Netflix in 4K-Auflösung und Spiele aus der Cloud: Das "Nvidia Shield TV" bringt nur wenig Neues ins Wohnzimmer. Aber dafür fast alles besser.

Test von Matthias Huber

Fernseher können fast alles. Ins Internet, zum Beispiel, um von dort Filme und Serien aus Mediatheken und von Diensten wie Netflix abzuspielen. Nur: Sie können das oft nicht so richtig gut. Und wer obendrein Videospiele im Wohnzimmer spielen will, braucht eine Spielkonsole von Nintendo, Sony oder Microsoft dazu.

Oder vom PC-Hardware-Hersteller Nvidia. Deren Alleskönner "Shield TV" soll, so die Werbung, die letzte Box sein, die man an den Fernseher anschließen muss. Die futuristisch gestaltete, taschenbuchkleine Kiste kann zwar fast nichts, was irgendein Wohnzimmergerät oder TV nicht ohnehin schon kann. Aber fast alles besser. Dafür sorgen ein leistungsfähiger Prozessor und die bislang makellose Versorgung mit Software-Updates für die Konsole, die mit Googles Android-TV-Betriebssystem läuft.

Neben Selbstverständlichkeiten wie Netflix und Besonderheiten wie Netflix in 4K-Auflösung erlaubt die Shield TV technikversierten Nutzern auch ein paar Experimente. Das offizielle Angebot im App Store von Google ist aber reichhaltig, und auch mit direkt per Datei installierten Programmen kommt die Shield TV gut zurecht.

Keine Fernbedienung, dafür ein Spielecontroller

So lässt sich mit ein paar Tricks auch die Video-App von Amazon installieren, die auf Geräten, die nicht von Amazon stammen, sonst eher störrisch ist. Lediglich an der Pay-TV-App "Sky Go" ist der Autor gescheitert - schlicht, weil sie sich ohne Touchscreen nicht bedienen lässt, nicht einmal mit angeschlossener Computermaus.

Nvidia ist aber eigentlich kein typischer Hersteller von Unterhaltungselektronik für das Wohnzimmer. Die kalifornische Firma ist neben Chip-Hersteller AMD der größte Hersteller leistungsfähiger und auf Spiele spezialisierter PC-Hardware. Und genau an diese Kernzielgruppe richtet sich jetzt auch das 200 Euro teure Shield-Paket.

So erklärt es sich auch, dass in der Packung keine herkömmliche Fernbedienung mitgeliefert wird, sondern ein Spielecontroller, dessen Gestaltung sich an den Controllern für Microsofts Xbox-Konsole orientiert. Wer Nvidia kauft, ist Gamer, so die klar erkennbare Philosophie, die schon das Design mit grünleuchtender LED deutlich macht. Die abgespeckte Fernbedienung, die den Nutzer mit komfortabler Sprachsteuerung durch Netflix und Co. navigieren lässt, kostet extra.

Game-Streaming funktioniert beeindruckend gut

Für die Spieler aber gibt es zum Beispiel die immer größer werdende Bibliothek an Spielen für Android TV: Hier finden sich ein paar aktuelle Independent-Titel ebenso wie diverse Klassiker von vor ein paar Jahren und der vergangenen Konsolengeneration, Spiele wie "Borderlands: The Pre-Sequel" oder "Metal Gear Rising: Revengeance".

Aber auch aktuelle aufwendige Spiele bringt die Shield TV ins Wohnzimmer: Entweder über Nvidias eigenen Streaming-Dienst "Geforce Now" (9,99 Euro pro Monat), oder vom Gaming-PC des Nutzers selbst - sofern dieser mit aktueller Nvidia-Grafikkarte läuft. Die Berechnungen übernimmt der ferne Computer, Shield TV schickt lediglich die Controller-Eingaben durchs Heimnetzwerk oder Internet und erhält dafür Spielbild und -sound zurück. Eine schnelle Netzwerkverbindung vorausgesetzt, funktioniert das sogar bei reaktionskritischen Spielen beeindruckend gut. Die seltenen Verbindungsschwankungen führen nur selten zu Rucklern, sondern höchstens eine kurzzeitig etwas niedrigere Bildschirmauflösung.

Perfekte Lösung für Gamer

Für PC-Spieler, die ihre Games-Sammlung im Wohnzimmer spielen wollen, ist Shield TV also eine perfekte Lösung. Erst recht, wenn sie sowieso noch einen guten Videostreamer brauchen. Dazu kommt, dass man im Internet Anleitungen findet, um auf der Shield TV auch Playstation-Spiele von der heimischen Konsole zu streamen - eine Funktion, die bislang Sony-Handys vorbehalten ist. Damit ist die nicht einmal 700 Gramm schwere Heimkonsole auch eine brauchbare Lösung, um die eigene Spielebibliothek auf Reisen über den Hotelzimmer-TV abzurufen.

Der Haken: 200 Euro sind für Zocker vielleicht angemessen, sie haben vermutlich ohnehin einen vierstelligen Betrag für ihren Gaming-PC ausgegeben. Wer aber nur seinen HD-Fernseher mit einem Abspielgerät für Netflix und Co. versorgen will, wird wohl mit einer Minimallösung wie Chromecast fast genauso glücklich sein. Zu einem Bruchteil des Preises.

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