Braucht man das?:Abspielgerät für Kinder

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Knuffig und robust, aber ziemlich teuer: die Toniebox, ein Abspielgerät für Musik und Hörspiele für Kinder. (Foto: oh)

Toniebox hat eine Marktlücke fürs Musikhören für Kinder entdeckt. Ein Hörwürfel mit zwei Ohren, gepolstert, damit es nicht wehtut, wenn sich der Nachwuchs den Kopf stößt.

Von Georg Caddegiannini

Menschen im Kindergartenalter wurden nach Erfindung des Kassettenrekorders von der Audioindustrie auf fast abenteuerliche Weise im Stich gelassen. Immer fehlte ihnen etwas, um wirklich mitmischen zu können. Das Feingefühl etwa, um CDs nicht binnen weniger Tage zu zerkratzen, der Überblick, um sich in die meist miserable Menüführung von billigen Playern reinzufuchsen, das Zutrauen, um an die sehr teuren Endgeräte der Eltern ran zu dürfen.

In diese Marktlücke will sich die Toniebox werfen. Ganz wortwörtlich: Auf den ersten Blick sieht dieser Tonie nämlich aus wie eine Mischung aus Rugby-Ei und Schwimmhilfe. Ein Hörwürfel mit zwei Ohren, gepolstert, damit es nicht wehtut, wenn man im Kinderbett mal mit dem Kopf dagegen stößt und nichts kaputt geht, wenn er mal runterfällt - selbst vom Hochbett. Statt CDs gibt es Spielfiguren, schlumpfgroß, unzerkratzbar: Grüffelo etwa, Ritter Rost, Wickie oder Räuber Hotzenplotz. Die Figuren sind magnetisch und haben einen Chip eingebaut. Stellt man sie oben auf die Box, beginnt das jeweilige Hörspiel. Lauter? Großes Tonie-Ohr ziehen. Kleines Ohr - leiser.

Nimmt man die Figur vom Würfel, geht das Hörspiel auf Pause - und startet beim erneuten Aufsetzen genau wieder an dieser Stelle. Auf die Wange hauen - Track nach vorne. Andere Wange - nach hinten. Mehr ist es nicht. Ein rudimentäres System, mit dem selbst Zweijährige ganz allein durch die Geschichten navigieren können, bei dem aber auch so etwas wie eine neue Verbindung hergestellt wird: Denn die Figuren werden für die Kinder fast belebt. Sie sind es, die erzählen.

Das Ganze ist nicht billig: Der Hörwürfel kostet knapp 90 Euro. Die Figuren gibt es ab 15 Euro. Das ist oft noch ein paar Euro mehr als das jeweilige Hörspiel. Funktioniert was nicht, sagt das Gerät lustige Fehlercodes, die dann ein Elternteil im Internet nachschlagen kann.

Nett sind unbespielte Figuren, sie werden Kreativ-Tonies genannt. Sie sind wie Leerkassetten, die am Computer - ziemlich langsam - mit eigenen MP3s bespielt werden: mit den Hörspiel-CDs, die man schon hatte oder, vor der Dienstreise, mit der selbst aufgenommenen Gute-Nacht-Geschichte.

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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