Süddeutsche Zeitung

Braucht man das?:74 Sprachen in der Hosentasche

Übersetzen, eigentlich kann das doch auch ein Smartphone. Aber nicht so reibungslos wie der Handschmeichler Pocketalk.

Von Helmut Martin-Jung

Es gibt Situationen, in denen spezialisierte Geräte einfach besser sind als Apps auf dem Handy. Darauf hofft auch der japanische Hersteller Sourcenext mit seinem kleinen Übersetzungscomputer Pocketalk. Seine Form erinnert an ein Stück Seife, glitscht aber wegen der gummierten Rückseite nicht aus der Hand. Technisch gesehen ist das Gerät ein Minicomputer, der mit einem abgewandelten Android-System läuft. Der Bildschirm ähnelt dem eines Smartphones, lässt sich mit den Fingern bedienen, zeigt aber nur 320 mal 240 Bildpunkte an. Das reicht zum Anzeigen von Text, das Eingeben per Bildschirmtastatur ist aber fummelig. Das ist aber ohnehin meist unnötig, denn Pocketalk arbeitet mit gesprochenen Anfragen, was erheblich schneller geht.

Bei der Sprachausgabe der Übersetzung hat man die Wahl: Entweder man nutzt die eingebauten Lautsprecher, die die Übersetzung zwar quäkend, aber gut hörbar wiedergeben. Oder man verwendet Bluetooth-Kopfhörer. Allerdings funktioniert die Sprachausgabe nicht mit allen Sprachen.

Insgesamt 74 Sprachen beherrscht das kleine Ding, darunter solche wie Igbo (Nigeria), Maori (Neuseeland) oder Gujarati (Indien), aber auch Latein. Nicht bei allen ist jedoch eine Sprachausgabe möglich, alternativ erscheint die Übersetzung auf dem Bildschirm. Die Datenbanken zu den Sprachen hat das kleine Pocketalk nicht auf dem Gerät gespeichert. Es verbindet sich über Mobilfunk oder Wlan mit dem Internet und ruft die Übersetzung ab. Dazu kann man entweder selbst eine SIM-Karte einlegen oder das Gerät mit einer eSIM kaufen, also einer programmierbaren SIM-Karte. Ohne Internetverbindung geht nichts.

Seine Stärken spielt Pocketalk bei der Bedienung aus. Sind die Sprachen eingestellt, was sehr einfach geht, reicht es, auf einen von zwei Knöpfen zu drücken und die Anfrage in der Ausgangs- oder Zielsprache zu stellen, Sekunden später wird die Antwort auf dem Bildschirm angezeigt und - falls möglich - auch akustisch ausgegeben. Die Qualität der Übersetzung reicht für kurze Informationsfragen, wie man sie auf Reisen am ehesten stellt, locker.

Im Preis von 249 Euro sind zwei Jahre Mobilfunknutzung enthalten, es gibt auch eine günstigere Version, die über Wlan oder eine eigene SIM Verbindung mit dem Internet aufnimmt. Wer viel reist, ist mit der eingebauten Variante aber wohl besser bedient. Vielreisende sind denn auch diejenigen, für die das Gerät am ehesten interessant ist.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2020
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