Süddeutsche Zeitung

BP und die Ölpest:Alles muss raus

Der BP-Konzern verscherbelt Unternehmensteile, um die Folgen der Ölpest zu finanzieren - und wird wohl auch seinen umstrittenen Chef los: Tony Hayward soll angeblich binnen zehn Wochen gehen.

Der britische Energiekonzern BP sammelt fleißig Geld ein, um die Schäden der Ölpest im Golf von Mexiko bezahlen zu können: Für sieben Milliarden Dollar wechselten mehrere Öl- und Gasfelder in den US-Bundesstaaten Texas und New Mexico sowie in Kanada und der ägyptischen Wüste den Besitzer.

Zugeschlagen hat der US-Förderer Apache. Die beiden Unternehmen gaben das Geschäft am Dienstag bekannt. Bereits seit Tagen war über die anstehenden Verkäufe spekuliert worden. Und es dürften weitere folgen. BP hofft, durch die Trennung von Beteiligungen 20 Milliarden Dollar (rund 15,5 Milliarden Euro) erlösen zu können.

Der BP-Konzern braucht das Geld, um die hohen Kosten durch die Ölkatastrophe decken zu können: Seit gut drei Monaten verseucht Öl aus dem Bohrloch im Golf von Mexiko nun schon das Meer und die Küsten. Fischer sind arbeitslos geworden, die Touristen bleiben aus, die ganze Wirtschaft in der Region leidet. Der Erlös aus den Verkäufen soll deshalb in einen 20 Milliarden Dollar schweren Entschädigungsfonds für die Opfer der Ölpest fließen. Um frisches Kapital aufzutreiben, hatte BP-Chef Tony Hayward zudem mit Investoren unter anderem aus dem Nahen Osten gesprochen.

Spekulationen über die Zukunft des Konzernchefs

Wie lange Hayward sich noch an der Spitze des Konzerns halten kann, ist strittig - die britische Times berichtete, es werde zunehmend erwartet, dass Hayward sein Ausscheiden Ende August oder im September ankündigen werde. Die Zeitung berief sich auf dem Unternehmen nahestehende Personen.

Hayward müsse den Schritt vollziehen, damit sich BP besser gegen mögliche Aufkäufer wie Exxon Mobil oder Royal Dutch Shell wappnen könne, berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person. Als Favorit für die Nachfolge gelte der Amerikaner Robert Dudley, der derzeit die BP-Sicherungsarbeiten im Golf von Mexiko leitet.

Der Ölkonzern wies den Bericht der Times allerdings zurück. "Er hat die volle Unterstützung des Verwaltungsrates und wird im Amt bleiben", sagte ein BP-Sprecher.

Für Übernahme anfällig

Der Untergang der BP-Bohrplattform Deepwater Horizon am 20. April hat die bislang schlimmste Umweltkatastrophe in den USA ausgelöst. Seitdem liefen wahrscheinlich täglich mehrere Millionen Liter Öl ins Meer. BP versuchte mehrmals vergeblich, das Leck abzudichten.

Erst vor wenigen Tagen gelang es, den Ausfluss zunächst zu stoppen. Die Expertenschätzungen über die Folgekosten für BP gehen weit auseinander und reichen bis zu 100 Milliarden Dollar. Der BP-Aktienkurs ist angesichts der Entwicklung eingebrochen und macht BP für eine Übernahme anfällig.

Erst vor wenigen Tagen hatte BP das Loch mit einer provisorischen Kappe abdichten können. Es fehlt jedoch noch eine dauerhafte Lösung. Ein Ölleck in der Nähe des kürzlich abgedichteten Bohrlochs im Golf von Mexiko hat nach Angaben der US-Regierung nichts mit der Katastrophen-Quelle zu tun. Der Krisenmanager der Regierung, Küstenwachen-Admiral Thad Allen, sagte, in einem Radius von gut drei Kilometern befänden sich noch zwei weitere Ölquellen am Meeresboden. Die eine ist aufgegeben, die andere derzeit außer Betrieb.

27.000 aufgelassene Quellen im Golf

Mehrere Aussickerungen haben aber immer wieder die Befürchtung aufkommen lassen, der Verschluss könne neue Lecks im Untergrund hervorrufen - und die Katastrophe noch verschlimmern.

Allen ordnete an, dass BP die Kappe einen weiteren Tag testen muss. Die Erkenntnis, dass in der Nähe auslaufendes Öl aus einer anderen Quelle stammt, dürfte indes für Erleichterung sorgen. Sie macht aber auf ein anderes Problem aufmerksam: Eine Untersuchung hat ergeben, dass die rund 27.000 aufgelassenen Quellen im Golf bisher nicht auf Lecks überprüft werden.

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