Autozulieferer:Neue Ära bei Bosch

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Scheidet nach fast zehn Jahren an der Bosch-Konzernspitze aus und will sich wieder der Forschung widmen: Volkmar Denner. (Foto: Martin Stollberg)

Stefan Hartung wird Konzernchef, doch es gibt auch eine Überraschung beim großen Wechsel an der Spitze: Der bisherige Finanzchef übernimmt die Führung des Aufsichtsrats.

Von Caspar Busse

Beim Stuttgarter Industriekonzern Bosch, seines Zeichens größter Autozulieferer der Welt, legt man großen Wert auf Kontinuität. Die Wechsel an der Spitze sollen geordnet vonstatten gehen. So kam es auch diesmal - allerdings mit einer Überraschung, wie das Unternehmen nach einer längeren Aufsichtsratssitzung am Donnerstagabend mitteilte.

Volkmar Denner wird Ende des Jahres den Vorstandsvorsitz nach knapp zehn Jahren im Amt abgeben, etwa ein halbes Jahr vor Ablauf seiner Vertrags. Im November wird der promovierte Physiker 65 Jahre alt, die interne Altersgrenze bei Bosch für Vorstandsmitglieder. Nachfolger an der Konzernspitze wird Stefan Hartung, 55. Der aktuelle Chef der Mobilitätssparte studierte Maschinenbau in Aachen und arbeitete nach der Promotion erst bei der Fraunhofer-Gesellschaft und der Unternehmensberatung McKinsey. 2004 kam er zu Bosch, seit 2013 ist er Geschäftsführer.

Wird neuer Bosch-Chef: Stefan Hartung. (Foto: Ralf Grömminger/Bosch)

Gleichzeitig scheidet Franz Fehrenbach Ende 2021 nach fast 47 Jahren Betriebszugehörigkeit aus dem Aufsichtsrat und der Robert Bosch Industrietreuhand KG aus. Der 71-Jährige war Vorgänger von Denner an der Konzernspitze und dann 2012 an die Spitze des Aufsichtsrats gewechselt. Für die Eigentümerfamilie sagte Christof Bosch: "Franz Fehrenbach hat sich um Bosch sehr verdient gemacht. Fast 47 Jahre Betriebszugehörigkeit sprechen für sich." Er habe den Konzern mit "großer Erfahrung und Weitsicht" begleitet.

Nachfolger Fehrenbachs als Chefaufseher wird aber überraschenderweise nicht, wie spekuliert, Denner, sondern der derzeitige Finanzvorstand und Vizechef Stefan Asenkerschbaumer, 65. Bislang war es bei Bosch üblich, dass der Vorstandschef an die Aufsichtsratsspitze rückt, so war es bei Fehrenbach und bei dessen Vorgänger Hermann Scholl gewesen. Der gebürtige Bayer Asenkerschbaumer fing 1987 als kaufmännischer Trainee bei Bosch an, seit 2010 ist er Finanzchef.

Offenbar wollte Denner künftig andere Akzente setzen. Denn sein Wunsch sei es, sich wieder auf die Forschung zu konzentrieren, teilte Bosch zur Erklärung mit. Denner werde den Posten eines Scientific Advisor von Bosch im Zukunftsfeld Quantentechnologie erhalten. Er werde als Gast weiter an den Sitzungen der mächtigen Industrietreuhand KG teilnehmen, die mit Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats besetzt ist. In dieser Gesellschaft sind 93 Prozent der Stimmrechte gebündelt, die übrigen Stimmrechte liegen bei der Familie Bosch. Der Konzern mit zuletzt 71,5 Milliarden Euro Umsatz und nahezu 400 000 Mitarbeitern ist ein Stiftungsunternehmen.

Im Vorstand sind weitere Veränderungen geplant: So wird Christian Fischer, 53, seit 2018 in der Geschäftsführung, neuer stellvertretender Konzernchef. Markus Forschner, 54, wird neuer Finanzchef. In der Geschäftsführung wird auch zukünftig nur eine Frau sitzen, Arbeitsdirektorin Filiz Albrecht. In der Industrietreuhand KG gibt es ebenfalls nur eine weibliche Vertreterin.

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