Boris Becker:Spiel, Satz - und weg ist das Geld

Boris Becker

Da stand er noch auf dem Platz: Boris Becker schlägt 1996 bei den Australian Open in Melbourne auf.

(Foto: Clive Brunskill/Getty )
  • Ex-Tennisstar Boris Becker füllt gerade die bunten Blätter, weil eine Londoner Privatbank ihn für bankrott erklärt.
  • Sein Anwalt dementiert das - aber Becker wäre längst nicht der einzige Athlet mit Geldproblemen.
  • Ein Ex-Fußballprofi, der heute Finanzberater ist, erzählt, warum es immer wieder Sportler erwischt.

Von Felicitas Wilke

Als Andreas Schmidt Ende der Neunziger mit Hertha BSC in die erste Liga aufstieg und zum ersten Mal richtig gut verdiente, war er 24 Jahre alt, studierte BWL und hatte Spaß daran, sich mit seinen Finanzen auseinanderzusetzen. "Meine Eltern haben mich früh ans Thema herangeführt und mich sparsam erzogen", sagt der ehemalige Fußballprofi. Inzwischen ist Schmidt 44 Jahre alt und steht nur noch zum Spaß auf dem Platz. Heute berät er vermögende Kunden, darunter auch Leistungssportler, wie sie ihr Geld anlegen können. Er weiß: Nicht allen Profis geht es so wie ihm damals. Einige verdienen heute bereits als Teenager Millionen, wissen aber genau wie ihre weniger vermögenden Altersgenossen nur wenig über Renditen und Risiken. Das macht sie zu leichten Opfern schlechter oder betrügerischer Berater - und sogar zu potenziellen Straftätern.

Lionel Messi, einer der besten Fußballspieler der Welt, ist verurteilter Steuerhinterzieher. Cristiano Ronaldo, der ihm sportlich in nichts nachsteht, soll 15 Millionen Euro an der spanischen Staatskasse vorbeigeschleust haben.

Der ehemalige Tennisstar Boris Becker, der vor Jahren auch schon mal wegen Steuerdelikten verurteilt worden war, füllt die Seiten der bunten Blätter hingegen gerade, weil eine Londoner Privatbank ihn für bankrott erklärt hat. Profisportler und das Geld - das scheint in vielen Fällen nicht zusammenzupassen. Gerade ehemalige Profifußballer haben immer wieder mal im australischen Dschungel Känguruhoden gegessen oder pürierte Kotzfrucht getrunken, um sich mit freundlicher Unterstützung von RTL ein paar Euro hinzuzuverdienen. Mit Thomas Häßler war darunter ein Ex-Weltmeister.

In Deutschland sind es vor allem Fußballer, die schon in jungen Jahren viel verdienen können. Manche verprassen das plötzlich in rauen Mengen vorhandene Geld für Autos, andere holen die gesamte Familie aus fernen Ländern in die neue Heimat und finanzieren ihnen den kompletten Lebensunterhalt. Manche legen ihr Geld gar nicht oder falsch an, andere drängen allzu sehr darauf, möglichst viel davon zu behalten - und enthalten es dem Staat vor. "Die Gründe dafür, dass Spitzensportler in finanzielle Schwierigkeiten geraten, können unterschiedlich sein", sagt Schmidt. Trotzdem einen gerade die aktiven Sportler einige Merkmale, sagt der Frankfurter Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht Klaus Nieding. "Sie haben Geld, sie haben wegen des Trainings und vieler Werbe- und Medientermine wenig Zeit und sind seit ihrer frühen Kindheit fast ausschließlich mit ihrem Sport befasst", sagt Nieding. Eine Kombination, die dazu führe, dass Sportler oftmals auf Berater angewiesen sind. Dass diese nicht immer halten was sie versprechen, weiß Nieding, der, wie er sagt, "schon zahlreiche sehr namhafte Spitzensportler" vertreten hat.

Wenn es um große Beträge geht, winken auch den Menschen, die Produkte empfehlen und Verträge vermitteln, attraktive Provisionen. So kommt es, dass nicht nur Banken, Vermögensverwaltungen und freie Honorarberater um die Sportler buhlen, sondern auch Spielerberater, die sich nicht nur ums Geld kümmern, sondern auch den Alltag der Sportler managen. "Manche beraten die Kunden fehlerhaft, manche auch bewusst falsch, um hohe Provisionen einzustreichen", sagt Rechtsanwalt Nieding. Doch auch viele Sportler machten einen entscheidenden Fehler, findet der Jurist: "Einige wählen ihren Berater völlig sorglos aus und vertrauen ihm blind statt dessen Arbeit regelmäßig zu überprüfen."

Die Sportler, die viel Geld verloren haben, verhoben sich in vielen Fällen an ähnlichen Produkten wie deutlich weniger vermögende Privatanleger. Einige kauften in den Neunzigern Ost-Immobilien, deren Wert wider Erwarten nie stieg, andere verspekulierten sich um die Jahrtausendwende mit den Aktien des Neuen Markts. Auch wenig regulierte Graumarktprodukte wie geschlossene Immobilienfonds oder Schiffsfonds hätten viele Profis um viel Geld gebracht, sagt Rechtsanwalt Nieding. Einige hätten mit nur einer oder wenigen Investitionen viel verloren: schlicht, weil sie nicht gut genug diversifiziert haben.

Sportler machen ähnliche Fehler wie Kleinanleger

Stephan Witt, Vermögensberater beim Finanzdienstleister Finum, kennt noch einen weiteren typischen Denkfehler bei Profisportlern. "Manche bedenken nicht, dass sie nach ihrem Karriereende nicht mehr so viel verdienen werden. Sie wollen dann gern ihren Lebensstandard halten, obwohl kaum neue Einnahmen hereinkommen", sagt Witt. Es gibt sie, die Streber, die schon während ihrer Karriere in verschiedene Unternehmen investiert und sich auf diese Weise gerüstet haben für die Zeit nach dem Sport. Philipp Lahm zum Beispiel, der sich unter anderem bei einer Berliner Agentur, einer Müslifirma, einen Kühlsprayhersteller und einem Anbieter für betriebliche Gesundheitsvorsorge eingekauft hat.

Auch Ex-Profi Schmidt empfiehlt Sportlern, die ihr Vermögen erhalten möchten, in Unternehmen zu investieren. Man müsse nicht gleich Gesellschafter werden so wie Lahm - aber Aktien kaufen kann jeder. Denn die Zinsen auf Tages- oder Festgeld sind auch für Profisportler gleich null. "Ich rate den Sportlern eher mit einem liquiden Wertpapiersparplan in die Kapitalanlage zu starten, der breit streut, anstelle auf gut klingende Beteiligungen der Gold -und Ölbranche zu setzen, die zwar hohe Renditen versprechen, aber die Risiken auch gern verbergen", sagt Schmidt. Dann könne es klappen, später den Lebensstandard zu halten. Übrigens auch dann, wenn man seine Steuern in Gänze zahlt.

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