Süddeutsche Zeitung

Bonus-Kreditkarten:Schwache Leistung fürs Geld

Mit Bonus-Kreditkarten lassen sich Meilen, Geldgeschenke und Rabatte sammeln. Doch die schicken Extras kommen dem Kunden teuer zu stehen. Verbraucherschützer finden, dass es eine Standard-Kreditkarte meist auch tut.

Von Berrit Gräber

Amazon hat eine. Autoklubs wie ADAC oder AvD auch, ebenso die Lufthansa, Mercedes und Volkswagen, die Tui oder die Deutsche Bahn: All diese Unternehmen und noch viele mehr bieten Kreditkarten unter ihrem Namen an. Selbst der Naturschutzbund Deutschland hat eine eigene Edition. Gelockt wird mit Willkommensboni, Gebührenfreiheit im ersten Jahr und anderen Sparvorteilen. Darunter Rabatte beim Tanken und Reisen, die Sitzplatzreservierung im Ferienflieger zum Nulltarif, Reiseversicherungen für den nächsten Urlaub. Außerdem kann es Bonus-Punkte geben, wenn der Kunde mit dem Plastikkärtchen auch noch kräftig einkauft. "Wir raten allerdings zum Nachrechnen, ob sich solche Co-Branding-Karten wirklich lohnen", sagt Markus Feck, Jurist der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Leistungen seien meist mau, dafür teuer erkauft.

Was macht Bonus-Kreditkarten aus?

Bundesbürger zahlen immer noch am liebsten bar oder mit ihrer Girocard, der früheren EC-Karte. Im Schnitt hat zwar jeder Zweite eine Kreditkarte von Visa, Mastercard oder American Express im Geldbeutel, benutzt sie hierzulande aber kaum. Nur 5,7 Prozent des Einzelhandelsumsatzes von 400 Milliarden Euro wurde 2015 darüber abgewickelt, sagt Horst Rüter, Zahlungsexperte des wissenschaftlichen EHI-Instituts des Handels in Köln. "Die Kreditkarte hat bei uns noch einen Bonsai-Status." Damit Akzeptanz wie auch Kundenbindung steigen, locken die Anbieter der Amazon-, Ebay-, Robinson- oder Payback-Karten mit Extras, Boni und Rabatten. Die Palette der Anreize ist riesig. Sie reicht von Ermäßigungen auf Reisen bis hin zu Versicherungsleistungen, Nachlässen auf Kartenumsätze, Getränkeguthaben im Hotel, von günstiger Ratenzahlung bis zu kostenfreiem Geldabheben im Ausland.

Was ist mit den Kosten?

Die Kehrseite der Vergünstigungen sind die oft happigen Jahresgebühren. Bonus-Karten kosten 20 bis 90 Euro im Jahr und noch viel mehr. So manches Kärtchen ist zwar im ersten Jahr gratis wie zum Beispiel bei Amazon oder Volkswagen. Wer etwa den Willkommensbonus für Neukunden mitnehmen will, es aber dann verpasst, rechtzeitig wieder zu kündigen, muss im zweiten Jahr kräftig dafür zahlen. "Verschenkt wird nichts", betont Sascha Straub, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern. Wer schon länger eine Bonus-Kreditkarte hat, sollte aktuell auf der Hut sein, was die Kosten angeht, empfiehlt Rüter. So mancher Anbieter erhöht nämlich die Gebühren. Oder er streicht alternativ die Leistungen im Kleingedruckten zusammen.

Wie steht es um die Rabatte?

Die Konditionen und versprochenen Sparvorteile sollten genau studiert werden. Wer beispielsweise nicht viel verreist, kann sich von vornherein den Druck sparen, mit Buchungen Bonuspunkte sammeln zu müssen, um Einkaufsgutscheine und Nachlässe abzufischen. "Keine Illusionen machen, meist sind die Rabatte dann doch teuer erkauft", winkt Straub ab. Die Vergünstigungen seien in der Regel zu gering, um die Jahresgebühr wieder hereinholen zu können. Und immer die Frage stellen: Brauche ich das?, empfiehlt Feck. Den versprochenen Ein-Prozent-Tank-Rabatt kriegen beispielsweise alle ADAC-Mitglieder - auch ohne Kreditkarte.

Was ist mit anderen Extras?

Manche Zusatzleistung wie eine Reiserücktrittversicherung oder die Sitzplatzreservierung im Flieger für die ganze Familie, die sonst 20 Euro pro Reisenden und Strecke kostet, können sich durchaus rentieren. Oft schon bei nur einer Reise im Jahr. Auch das Meilensammeln bei Lufthansa & Co. oder auf Zugfahrten mit der Deutschen Bahn kann sich lohnen - aber nur für Vielreisende. Andere Extras lohnen sich gar nicht. Wie zum Beispiel der Cocktail mit der Robinson-Clubleitung, die inkludierte Gepäckversicherung oder ein nur für die Urlaubszeit gültiger Krankenversicherungsschutz.. Die Auslandskrankenpolice gehöre immer separat aufs ganze Jahr abgeschlossen, und der Schutz für die Koffer sei in der Regel überflüssig, so Straub. Verbraucherschützer halten inbegriffene Versicherungsleistungen grundsätzlich für weniger vorteilhaft als gezielt abgeschlossene Policen.

Muss es eine Bonus-Karte sein?

Nein, eine ganz normale Standard-Kreditkarte tut es für die meisten Bürger auch, davon sind Verbraucherschützer überzeugt. Die ist bei einigen Banken immer noch gratis zu haben. Mehr als 20 Euro sollte für keine Kreditkarte investiert werden. "Alles darüber rechnet sich nicht", sagt Straub. Teilzahlungsfunktionen wie etwa bei der Amazon-Karte, die den Einkauf nicht komplett abbuchen, sondern beispielsweise nur 25 von 100 Euro sofort in Rechnung stellen, den Rest erst viel später, gehörten gemieden. Für den gestundeten Betrag werden hohe Zinssätze verlangt. "Damit landet man schnell in der Schuldenfalle", warnt Straub. Außerdem bedenkenswert: Je mehr Kreditkarten ein Bürger hat, desto schlechter fällt seine Schufa-Einstufung aus.

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Quelle:
SZ vom 15.11.2016
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