Börsengang mit Mühe:Infineon bleibt auf Qimonda-Aktien sitzen

Der Infineon-Konzern konnte beim Börsengang seiner Speicherchip-Tochter Qimonda in den USA keine Altaktien aus seinem Bestand abgeben.

Zwar startete die Qimonda AG am Mittwochnachmittag mit einem Kurs von 13,50 Dollar an der Wall Street. Infineon musste aber mit einem Ausgabepreis von 13 Dollar deutliche Abstriche beim Preis machen und konnte wegen der geringen Nachfrage entgegen den Planungen keine Altaktien aus dem eigenen Bestand abgeben.

Etwa eine Stunde nach US-Handelsbeginn kostete das Qimonda-Aktienzertifikat 13,33 Dollar. In Frankfurt verteuerte sich die Infineon-Aktie zuletzt um 0,60 Prozent auf 8,33 Euro. Damit fielen die Titel des Münchner Halbleiter-Herstellers aber deutlich unter das Tagestief von 8,40 Euro.

"Insgesamt eine Enttäuschung"

"Der Börsengang von Qimonda ist auf dem niedrigen Niveau ja ganz gut gelungen, aber insgesamt eine Enttäuschung", sagte ein Händler.

Hinzugekommen seien am Nachmittag US-Investoren, die deutlichen Druck auf die Aktie ausgeübt hätten - das Volumen sei auch merklich angesprungen.

Analysten sagten, zum einen fließe dem Unternehmen auch bei Ausübung der Mehrzuteilungsoption weniger Geld als erwartet zu. Zum anderen werde der Ausstieg aus Qimonda nun langsamer vonstatten gehen.

Infineon: "Ein wichtiger Schritt"

Infineon-Chef Wolfgang Ziebart wertete den Börsengang aber trotz des niedrigen Emissionserlöses nicht als Misserfolg. "Wir haben den Börsengang trotz eines schwierigen Marktumfelds durchführen können." Damit sei ein wichtiger Schritt bei der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens gelungen.

Infineon will mit dem Börsengang die komplette Abspaltung des riskanten Geschäfts mit Speicherchips einleiten. Eigentlich sollte die Emission mehr als eine Milliarde Dollar in die Kassen von Infineon und Qimonda spülen.

Infineon bleibt auf Qimonda-Aktien sitzen

Die Preisspanne lag bei 16 bis 18 Dollar. Wegen der schleppenden Nachfrage mussten die Aktien nun aber deutlich billiger abgegeben werden. Zudem wurden statt 63 Millionen Anteilsscheinen nur 42 Millionen aus einer Kapitalerhöhung abgegeben.

Damit betrug der Emissionserlös 546 Millionen Dollar, der vollständig an Qimonda fließt.

Infineon wollte ursprünglich zusätzlich 21 Millionen Alt-Aktien abgeben. Diesen Plan musste man nun aufgeben. "Wir haben uns entschlossen, keine Aktien zu verkaufen, weil wir keinen Cash-Bedarf haben", sagte Ziebart.

Mehrzuteilungsoption

Die Banken haben aber in den nächsten Wochen noch die Möglichkeit, über eine Mehrzuteilungsoption 6,3 Millionen Qimonda-Aktien aus dem Besitz von Infineon an Investoren abzugeben. Damit würden dem Chipkonzern 82 Millionen Dollar zufließen - statt ursprünglich erhoffter 550 Millionen Dollar.

Qimonda-Chef Kin Wah Loh betonte, es habe durchaus viel Interesse gegeben: "Viele der bekanntesten institutionellen Investoren in den USA haben auf Grund ihrer Begeisterung für unsere neue Geschäftsstrategie Qimonda-Aktien gezeichnet."

Allerdings sei man mit dem Börsengang auf ein schwieriges Marktumfeld gestoßen. In den vergangenen Wochen sei in den USA fast die Hälfte der geplanten Börsengänge abgesagt worden.

Schrittweiser Ausstieg

Infineon behält erst einmal die Mehrheit an Qimonda. Die Anteile sollen aber schrittweise reduziert werden. Infineon will sich künftig ganz auf das stabilere Geschäft mit Logikchips konzentrieren.

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