Börsengang:Formel 1 auf dem Parkett

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Heiße Reifen, Promis, Champagner-Duschen - Formel 1 ist mehr als der Rennzirkus. Bald könnte noch ein Schauplatz dazukommen: Die Firma hinter der Formel 1 spielt einen Börsengang durch. Noch in diesem Jahr könnte es so weit sein - die Investmentbank Goldman Sachs soll bereits die Details für den Start auf dem Parkett sondieren.

Thomas Fromm

Bei der Formel 1 ist das, was am Rande der Rennstrecke passiert, oft um einiges interessanter als der Rennzirkus selbst. Dass Weltmeister Sebastian Vettel beim Saisonstart am vergangenen Wochenende in Melbourne auf dem zweiten Platz landete; dass sich Jenson Button mit McLaren den Sieg sicherte - Standard-Ware im Vergleich zu dem, was sich kurz vor dem Start hinter den Kulissen abgespielt hatte.

Kurz nach dem Start am Nürburgring, Juli 2011. (Foto: REUTERS)

Da hatte der australische Abgeordnete Kelvin Thomson zum kräftigen Seitenhieb auf Formel-1-Impresario Bernie Ecclestone und seine illustre Tochter Tamara ausgeholt. Die potentielle Milliardenerbin ist Model, bekannt für provokative Fotos und einen ausschweifenden Lebensstil.

Da der australische Streckenbetreiber nun chronisch in den Miesen ist und für die Millionen-Verluste indirekt der australische Steuerzahler aufkommen muss, ätzte der Politiker Thomson im Parlament: "Es gibt bessere Wege, Jahr für Jahr 50 Millionen Dollar auszugeben, als Bernies Milliardärs-Proll-Tochter zu finanzieren." Das saß. Ecclestone war wieder mal in den Schlagzeilen - wenn auch nicht mit schnellen Autos.

In den nächsten Monaten wird eine andere Geschichte wohl für noch größere Schlagzeilen sorgen - auch sie spielt noch hinter den Kulissen der Autorennen. Ecclestone und der Finanzinvestor CVC Capital Partners, dem 63,4 Prozent an der Rennsportserie gehören, spielen einen Börsengang der Rennsportserie durch; die Investmentbank Goldman Sachs soll bereits die Details für den Gang aufs Parkett sondieren.

Noch in diesem Jahr könnte es so weit sein. Formel-1-Aktien an der Börse, nach über 60 Jahren - damit wäre dann die ganze Woche über Rennen. Es winkt das große Geld: Auf zehn Milliarden Dollar wird der Wert der Formel 1 geschätzt. Das Spektakel ist global, umsatzstark, und es lockt Millionen vor die Fernseher.

Singapur ist favorisierter Börsenplatz

Die Formel-1-Macher favorisieren bei ihren Plänen den Börsenplatz Singapur. So wie der englische Fußball-Club Manchester United, der nicht London, sondern ebenfalls Singapur für seinen Börsengang anpeilt. Angeblich sei das erfolgversprechend, weil immer mehr asiatische Tifosi auf europäischen Fußball und die Formel 1 abfahren würden. Insider glauben jedoch, dass es eher die laxen Börsenregeln sind, die für den Standort sprechen. So müssten Unternehmen dort weniger Informationen über sich offenlegen als in den USA oder Europa.

Geplant ist zurzeit, nur einen Teil der Formel-1-Anteile zu verkaufen. Sowohl CVC wie auch Ecclestone wollen offenbar Mitbesitzer der Rennserie bleiben. Ecclestone hält direkt 5,3 Prozent an der Formel 1, über die Familienholding Bambino noch einmal 8,5 Prozent. Er ist also nicht nur heute der starke Mann im Rennzirkus - er hat auch die Absicht, es in Zukunft zu bleiben.

Ferrari könnte in Formel-1-Aktien investieren

Das wirft schon heute Fragen auf. Denn Investoren haben meistens Probleme mit starken Patriarchen an der Spitze. Sie befürchten - oft nicht ganz zu Unrecht -, dass sie als reine Geldgeber missbraucht werden. Ohne Einfluss, ohne Macht.

Was nicht bedeutet, dass alle Investoren machtlos bleiben müssen. Aus dem Umfeld der Formel 1 hieß es am Mittwoch, Ferrari könne sich im Zuge des Börsengangs zum Formel-1-Aktionär aufschwingen und gemeinsam mit dem Rennstall von Red Bull einen Vertreter in den Vorstand der Formel 1 entsenden. Was wohl die rivalisierenden Teams dazu sagen? Die Gemengelage bei der Formel 1 - sie würde durch den Börsengang nicht langweiliger.

© SZ vom 22.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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