Alles wie gehabt. Alles so wie vor 15 Jahren im Goldrausch der New Economy, als eine Internet-Bude nach der anderen zur Börse drängte - aber nur derjenige reich wurde, der sodann rechtzeitig verkaufte.
Jetzt reißen sich Menschen um die wenigen Papiere eines digitalen Monstrums, das beim Börsengang in gut zwei Wochen richtig kassieren will. Knapp 100 Milliarden Dollar soll Facebook wert sein, bei 3,7 Milliarden Dollar Jahresumsatz. Das wäre - kommt es zum Verkaufspreis von bis zu 35 Dollar - der größte Börsengang in der Geschichte von Technologie-Unternehmen.
Für Amerika sind solche Superlative wunderbar - ringt das Land doch mit Jobkrise, Handelsdefizit und Schulden. Aber nun gibt es Mark Zuckerberg, den jugendlichen Helden und Facebook-Gründer, der ein bisschen aus seinem Bestand verkauft, dafür eine Milliarde Dollar einstreicht und sich freut, dass die ihm verbleibenden Anteile weit mehr als 15 Milliarden Dollar wert sein sollen. Diese Börsenaktion macht eine Clique aus kalifornischen Online-Tüftlern und New Yorker Investmentspezialisten reich. Und das Ganze garniert mit Einlassungen des Chefs, ihm gehe es um die soziale Mission, die Welt offener zu machen.
Es ist aber eine Art von Offenheit, auf die die Welt gut verzichten kann. Sie besteht darin, dass Nutzer Myriaden wertvoller Daten einer Firma zur gefälligen Ausbeutung überlassen. Und es ist alles andere als sicher, ob Facebook künftig das Internet beherrschen wird, ob die Firma eines Tages nicht nur Freunde vermitteln, sondern auch Handys und E-Tablets vertreiben wird. Vor kurzem meldete die angebliche Wunderfirma einen Umsatzrückgang. An Warnzeichen fehlt es also nicht.