Börsengang des sozialen Netzwerks:Facebook-Aktionäre im Rausch

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An diesem Freitag geht Facebook an die Börse. Die Aktien sind derart begehrt, dass das Online-Netzwerk den Preis der Papiere nun wohl drastisch erhöht. Damit könnte das Unternehmen am Ende mehr als 100 Milliarden Dollar wert sein.

Während in Europa die Anleger um Griechenlands Verbleib in der Währungsunion zittern, fiebern sie in den Vereinigten Staaten dem Freitag entgegen: Dann geht Facebook an die Börse. Wer dabei sein will, muss viel Geld zahlen. Bislang lag die Preisspanne zwischen 28 und 35 Dollar, doch das reicht Unternehmensgründer Mark Zuckerberg nicht mehr. Die Nachfrage ist offenbar so groß, dass Facebook nun die Preisspanne drastisch erhöht haben soll: Im Wall Street Journal heißt es, sie betrage nunmehr 34 bis 38 Dollar.

Facebook Zentrale in in Menlo Park, Kalifornien: Aktionäre im Rausch (Foto: AP)

Statt bis zu 96 Milliarden Dollar könnte Facebook dann sogar 104 Milliarden Dollar wert sein. Da nur ein kleinerer Teil der Aktien an der Börse verkauft wird, würde Facebook bis zu 12,8 Milliarden Dollar einnehmen. Das Unternehmen hat die Angaben des WSJ bislang nicht bestätigt.

Facebook ist das weltgrößte Online-Netzwerk mit gut 900 Millionen aktiven Nutzern. Eine Bewertung mit 104 Milliarden Dollar wäre eine riskante Wette auf die Zukunft: Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen gerade 3,7 Milliarden Dollar Umsatz und eine Milliarde Dollar Gewinn. Allerdings: Bislang wächst das Unternehmen rasch. 2009 lag der Umsatz noch bei 777 Millionen Dollar. Der Großteil der Einnahmen wird bislang mit Werbung eingenommen.

Facebook - eine Modeerscheinung?

Während sich Medien und Aktionäre im allgemeinen Hype um den Börsengang üben, gibt sich Zuckerberg betont locker. Bereits Anfang Mai trat er im Kapuzenpulli und Jeans in New York vor die Investoren. Und statt den Handelsstart des Unternehmens wie üblich an der Börse mit der Glocke einzuläuten, will er Medienberichten zufolge lieber mit seinen Angestellten im kalifornischen Facebook-Hauptquartier feiern.

Die Hälfte der Amerikaner hält einer Umfrage zufolge Facebook nur für eine vorübergehende Modeerscheinung. Derselbe Anteil halte zudem den Angebotspreis für zu hoch, ermittelte die Erhebung der Nachrichtenagentur AP und des US-Wirtschaftssenders CNBC. Nur ein Drittel der Befragten hält den Preis für angemessen. Vor allem jüngere Amerikaner unter 35 Jahre glauben der Erhebung zufolge, Facebook sei ein gutes Investment - 59 Prozent. Von den über 65-Jährigen finden das lediglich 39 Prozent.

Finanzexperten warnen besonders Kleinanleger vor allzugroßen Hoffnungen auf Gewinne durch den Börsengang. Wahrscheinlich werde der Preis am ersten Handelstag steigen, sagte Finanzprofessor Jay Ritter von der University of Florida. Danach sollte man die Aktie aber betrachten wie jede andere auch - und Schwankungen nach oben wie auch nach unten einkalkulieren. Wie beim Schnäppchenportal Groupon, das vor sechs Monaten an die Börse ging: Am ersten Tag stieg der Preis von 20 auf 31,14 Dollar. Mittlerweile ist der Kurs auf unter zwölf Dollar gestürzt.

Die einzigen sicheren Gewinner seien Facebook-Beschäftigte und Investoren, die ihr Geld bereits in der Vergangenheit in das Unternehmen gesteckt hätten, sagt Ritter. Mark Pincus, Chef des Online-Spiele-Herstellers Zynga, investierte seit 2004 in das soziale Netzwerk. Seine eine Million Anteile dürften ihm 35 Millionen Dollar einbringen. "Der Zeitpunkt, Facebook zu kaufen, war eigentlich vor fünf Jahren", erklärte Finanzprofessor Ritter.

Vor dem milliardenschweren Börsengang gab indes Facebook-Mitbegründer Eduardo Saverin offenbar aus steuerlichen Gründen seine US-Staatsbürgerschaft auf. Saverin wolle auf unbestimmte Zeit in Singapur leben, sagte ein Sprecher des 30-Jährigen. Durch die Aufgabe der amerikanischen Staatsbürgerschaft umgeht der aus Brasilien stammende Saverin vermutlich die Zahlung von mehreren hundert Millionen Dollar beim Börsengang. In Singapur gibt es keine Kapitalertragssteuer. Saverin hält einen Anteil von vier Prozent an dem Online-Netzwerk.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/sana/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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