Börsengang:Das nächste Zalando?

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Möbel, Mode, Essen, alles online: Oliver Samwer, Gründer von Rocket Internet, sieht überall Chancen. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Es sieht nicht danach aus. Rocket Internet hat Probleme, die Global Fashion Group an die Börse zu bringen.

Von Michael Kläsgen, München

Home24, Westwing, Delivery Hero, HelloFresh - eine Firma nach der anderen schickt Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer aus seinem Portfolio an die Börse. Doch beim Börsengang der vorerst wohl letzten größeren Rocket-Internet-Bude rumpelt es gewaltig. Die Global Fashion Group (GFG) sollte nach Samwers Vorstellungen eigentlich das Erfolgsmodell des Online-Modehändlers Zalando in die ferne Welt tragen. Und jetzt das.

Sonderlich erfolgreich waren zwar auch die meisten anderen Samwer-Firmen zuletzt bei ihrem Börsenstart nicht: Wer zum Ausgabekurs in die Online-Möbelhändler Home 24 oder Westwing investierte, verlor jeweils etwa zwei Drittel seines Einsatzes. Nur der Kurs von Delivery Hero legte ordentlich zu. Die Rocket-Tochter Global Fashion Group jedoch, die vier Online-Modehändler auf vier Kontinenten betreibt, musste ihren IPO nun sogar um drei Tage auf diesen Dienstag verschieben und den Preis pro Aktie deutlich senken.

Zudem müssen Rocket (gut 20 Prozent der Anteile) und der andere Haupteigner, der schwedische Start-up-Investor Kinnevik (fast 37 Prozent), den Börsengang mit dem Kauf von Aktien stützen. Rocket gab dafür 50 Millionen Euro, Kinnevik 60 Millionen Euro aus. GFG wird nun voraussichtlich nur halb so viel Geld erlösen wie geplant. Die Holding, zu der Online-Mode-Shops wie Lamoda in Russland, Dafiti in Südamerika und Zalora in Südostasien gehören, hat die Preisspanne von sechs bis acht Euro auf 4,50 Euro je Aktie reduziert. Daher erwartet das Luxemburger Unternehmen nur noch einen Emissionserlös von knapp 200 Millionen Euro, statt wie ursprünglich erhofft fast 400 Millionen. Die Erlöse gehen zudem ausschließlich an das Unternehmen und nicht an die Investoren.

Der Juni war zwar im Schnitt ein guter Monat für Anleger, als mögliche Ursachen für das geringe Interesse an den GFG-Aktien werden aber trotzdem die bekannten Gründe angeführt: Kriegsgefahr am persischen Golf, Handelsstreit zwischen den USA und China und der Brexit. Andererseits heißt es auch, wer den Börsenprospekt gelesen hat, könnte nach der Lektüre skeptisch geworden sein ob der Erfolgschancen der Mode-Holding. GFG setzte vergangenes Jahr knapp 1,2 Milliarden Euro um und musste dabei ein Minus von 200 Millionen Euro hinnehmen. Zalandos Umsatz ist im Vergleich dazu auf 5,4 Milliarden Euro angewachsen, und das Unternehmen verdient Geld.

Für GFG spricht, dass gegenwärtig auch andere Unternehmen mit der Börse hadern. Der Autozulieferer Continental und der Industriekonzern Freudenberg beispielsweise verschoben vor Kurzem die geplanten Börsengänge einzelner Sparten. Die Zeit für IPOs war schon mal besser.

© SZ vom 02.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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