Börsengänge:Nicht anfassen

Ride Hailing App Lyft Has IPO on Nasdaq Exchange

Ein Fahrzeug des Car-Sharing-Anbieters „Lyft“ in Los Angeles: Wer sich am Börsengang des Unternehmens beteiligte, hat Verlust gemacht.

(Foto: Apu Gomes/AFP)

Das "Schwarzbuch" der SdK zeigt, wie sich manche Aktienneulinge als Luftnummern entpuppten.

Von Simon Groß

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hatte etwas zu feiern, als sie ihr "Schwarzbuch Börse" präsentierte. Seit 60 Jahren vertritt der Verein vor allem Privatanleger auf Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen. Und auch in diesem Jahr hat die SdK wieder ihr Schwarzbuch vorgelegt, in dem nachzulesen ist, wer am Aktienmarkt besonders getrickst hat und von welchen Investments man lieber die Finger lassen sollte.

2019 ging es an erster Stelle um missglückte Börsengänge. Als Beispiele führt die SdK die amerikanischen Carsharing-Anbieter Lyft und Uber an, deren Aktienkurse deutlich unter ihren Einstiegskurs gefallen sind. Uber habe es nicht geschafft, die hohen Erwartungen zu erfüllen, auch weil sich die Expansion vielerorts schwerer darstellte als gedacht, wie es im Schwarzbuch steht. Das gehypte amerikanische Start-up WeWork schaffte es nicht einmal bis zum Börsengang. Der Anbieter von Arbeitsplätzen in Gemeinschaftsräumen hatte trotz hoher Bewertungen Verluste angehäuft, die teilweise seine Umsätze überstiegen haben sollen.

In Deutschland seien vor allem Börsengänge aus dem Umfeld der Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet schlecht gelaufen, dazu gehörten Home24, Westwing und die Global Fashion Group. Der Kurs von Rocket Internet selbst habe seit seinem Börsengang 2014 mehr als 50 Prozent verloren. Wollen Anleger bei jungen Unternehmen einsteigen, rät SdK-Vorstandsmitglied Markus Kienle zur Vorsicht: "Anleger müssen auf die harten Zahlen schauen und dürfen sich nicht blenden lassen." Und sie sollten ihre Anlagen breit streuen, um Ausfälle bei einzelnen Unternehmen besser ausgleichen zu können.

Schlecht lief es auch bei den beiden großen deutschen Kreditinstituten: Die Deutsche Bank werde dieses Jahr voraussichtlich den fünften Jahresverlust in Folge vorlegen, teilt die SdK mit. Der Kurs der Bankaktie sank erstmals unter sechs Euro. Negativ fiel auch die Bewertung der Commerzbank aus. Beide Banken hätten die Digitalisierung verschlafen und seien mit immer stärkerer Regulierung konfrontiert, sagte Kienle. Potentiellen Investoren fehle das Vertrauen darin, dass es den beiden Banken gelinge, sich neu stark aufzustellen.

Natürlich muss auch der Chemie- und Pharmakonzern Bayer in dem "Schwarzbuch" auftauchen. Dass die Aktionäre auf der Hauptversammlung den Vorstand nicht entlasteten, hält Kienle auch für einen Erfolg der SdK. Bayer war wegen der Fusion mit dem Glyphosat-Hersteller Monsanto in die Kritik geraten. Nur, warum steht nichts über das umstrittene Dax-Unternehmen Wirecard in der Hitliste der Börsenflops? Das war der SdK schlichtweg zu heikel. Juristische Auseinandersetzungen können halt verdammt teuer werden.

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