Börsen:Warren Buffett bremst Blitz-Händler

Warren Buffett and Lloyd Blankfei At Detroit Small Business Event

Kritischer Milliardär: Warren Buffett

(Foto: Bloomberg)

Eine Hundertstelsekunde kann Millionen wert sein: Börsenhändler kämpfen mit Computerprogrammen um Gewinne. Der Nachrichtendienst des Milliardärs Warren Buffett liefert den Rechnern nun keine Daten mehr vorab - allerdings unfreiwillig.

Warren Buffett raubt Hochfrequenzhändlern entscheidende Sekunden. Sein Nachrichtendienst Business Wire wird Börsen-Tradern, die mit besonders schneller Computerunterstützung arbeiten, künftig nicht mehr privilegiert Informationen verkaufen. Das berichtet das Wall Street Journal.

Der Schritt soll es den Händlern erschweren, sich einen problematischen Vorsprung vor traditionellen Tradern zu sichern. Business Wire gehört Berkshire Hathaway, der Holding des Milliardärs.

Das tägliche Geschäft der Börsenhändler ist eine Jagd nach Informationen: Welche Firma macht Gewinne? Welcher Manager muss gehen? Wie viele Autos produzierte Deutschland vergangenes Jahr?

Beim Hochfrequenzhandel suchen Computer diese Antworten automatisch - mit diesen Informationen kaufen und verkaufen sie dann nach den Vorgaben ihrer Betreiber automatisiert Wertpapiere. In Sekundenbruchteilen können sie Hunderte Deals machen. In Deutschland macht die Arbeit dieser Algorithmen Schätzungen zufolge mehr als 40 Prozent des gesamten Handelsvolumens aus, in den USA noch mehr.

Hochfrequenzhändler hatten Business Wire bezahlt, um schneller mit Unternehmenszahlen und anderen Informationen versorgt zu werden. Ein kurzzeitiger Informationsvorsprung kann für sie besonders viel Geld wert sein. Mit der richtigen Programmierung haben sie schon binnen Sekunden die richtigen Aktien gekauft und verkauft, wenn der Rest des Marktes die neuen Informationen überhaupt erst wahrnimmt.

"Neue Form der Marktmanipulation"

Die Praxis ist legal, der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman hat sie jedoch im Zuge seines härteren Vorgehens gegen Börsentrickser als "Insiderhandel 2.0" ins Visier genommen. Im September erklärte er sie zu einer "neuen Form der Marktmanipulation".

Kritiker machen den Hochfrequenzhandel immer wieder für massive Kursstürze an verantwortlich. Italien hat im Herbst eine besondere Steuer auf diese Art des Handels eingeführt. Auch die Finanztransaktionsteuer, die Länder wie Deutschland einführen wollen, soll die Blitz-Händler zügeln.

Buffett ist bekannt dafür, auch mal moralische Bedenken über die Finanzbranche zu äußern. Unter anderem fordert er höhere Steuern für Super-Reiche - also auch für sich selbst. Von sich aus hat Buffett den Schritt allerdings nicht getan. Staatsanwalt Schneiderman soll dem Journal zufolge Druck gemacht haben.

Vergangenes Jahr war bekannt geworden, dass der Nachrichtendienst Thomson Reuters Händlern, die mehr zahlen, Informationen zwei Sekunden früher schickt als gewöhnlichen Kunden. Ein Angestellter, der deswegen das FBI informierte, soll deshalb gefeuert worden sein.

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