Börsen:"Danske-Fall" belastet Deutsche Bank

Deutsche Bank

Die Deutsche Bank hat bis 2015 Geschäfte mit der Danske Bank gemacht. Sie beendete die Beziehungen, als sie auf „verdächtige Aktivitäten“ stieß.

(Foto: Andreas Arnold/dpa)

Das Institut könnte indirekt in Geldwäsche verwickelt sein. Der Kurs fällt auf ein Tief.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die mögliche Verwicklung der Deutschen Bank in den Geldwäscheskandal bei der Danske Bank hat die Aktien des größten deutschen Kreditinstituts am Dienstag auf ein Rekordtief gedrückt. Die Papiere des Geldhauses fielen in einem schwachen Gesamtmarkt zeitweise um bis zu sechs Prozent auf 8,05 Euro. Händler verwiesen darauf, dass die Deutsche Bank stärker in den Geldwäsche-Fall bei der dänische Bank verwickelt sein könnte als bisher angenommen. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Danske Bank hatte am Montag vor dem Parlament in Kopenhagen gesagt, dass bis zu 150 Milliarden Euro über die US-Tochter einer großen europäischen Bank gewaschen worden seien. Er nannte die Deutsche Bank nicht beim Namen. Die Beschreibung trifft aber auf das Geldhaus zu.

US-Ermittler untersuchen derzeit, ob sich die Deutsche Bank sowie die beiden US-Großbanken JP Morgan und Bank of America im Zusammenhang mit dem Danske-Fall etwas haben zu Schulden kommen lassen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters hat auch die Finanzaufsicht Bafin inzwischen Informationen von der Deutschen Bank zum Danske-Fall angefordert. Insgesamt geht es um zahlreiche verdächtige Transaktionen, deren Wert sich auf sagenhafte 200 Milliarden Euro belaufen soll. Die drei Banken waren für die Danske-Filiale in Estland als sogenannte Korrespondenzbanken tätig. Die Deutsche Bank hatte bereits vor Wochen eingeräumt, sie habe die Geschäftsbeziehung 2015 beendet, nachdem sie "verdächtige Aktivitäten" festgestellt hatte. Während sich JP Morgan bereits 2013 zurückzog, beendeten die Frankfurter die Geschäfte erst zwei Jahre später. Wegen laxer interner Kontrollen musste das Frankfurter Institut bereits mehrfach hohe Strafen zahlen. Vor wenigen Wochen hatte die Bafin zudem einen Sonderbeauftragten bei der Bank installiert, der die Prävention gegen Geldwäsche verbessern soll.

Der jüngste Kursverfall ist ein weiterer Schlag für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. Seit der Westfale vor knapp acht Monaten den Briten John Cryan an der Spitze der Bank abgelöst hatte, büßte die Aktie rund ein Drittel an Wert ein. Sewing schafft es bislang nicht, die Deutsche Bank aus ihrer Krise herauszuführen. Eine Reihe von Hedgefonds wettet nach wie vor gezielt gegen die Bank. Zu Cryans Antritt vor drei Jahren kosteten die Aktien noch 28 Euro, vor der Finanzkrise waren es rund 100 Euro. Der Kursverfall dürfte Mitarbeiter demotivieren, die teils in Aktien bezahlt werden. Auch eine Kapitalerhöhung wäre wohl nur noch schwer möglich. Eine Übernahme droht wohl nicht, auch wenn die Bank an der Börse nur gut 17 Milliarden Euro wert ist. Die Hürden einer grenzüberschreitenden Fusion haben bislang noch jeden Interessenten abgeschreckt.

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