Kurseinbrüche:Öl statt Apple - das wertvollste Unternehmen der Welt ist jetzt ein Rohstoffkonzern

Energie: Anlage des Ölkonzerns Saudi Aramco

Derzeit aus Anlegersicht wertvoller als das Geschäft mit Microchips und Elektronik: Eine Anlage des Ölkonzerns Saudi Aramco.

(Foto: FAYEZ NURELDINE/AFP)

Inflation, Krieg, steigende Zinsen: An den US-Börsen brechen die Kurse ein, vor allem die der Tech-Aktien. Der iPhone-Hersteller Apple verliert sogar so sehr, dass der Ölkonzern Saudi Aramco nun auf dem Papier mehr wert ist.

Der größte Erdölkonzern der Welt, Saudi Aramco, hat am Mittwoch den Technologiekonzern Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt abgelöst. Während der Aktienkurs von Saudi Aramco in den vergangenen Wochen von den hohen Ölpreisen profitierte, gerieten die Papiere des iPhone-Herstellers wegen steigender Kapitalmarktzinsen, Lieferengpässen und Wachstumssorgen immer mehr unter Druck. An diesem Mittwoch fiel Apple um fünf Prozent auf den niedrigsten Stand seit Ende Oktober vergangenen Jahres.

Der Kurs von Saudi Aramco war an der Heimatbörse Tadawul in Riad seit Mitte März um mehr als 17 Prozent gestiegen. Der Apple-Kurs büßte hingegen seit Ende März mehr als 18 Prozent ein. Die Aussicht auf steigende Zinsen ließ die Investoren vor allem Technologieaktien verkaufen. Denn in der langen Phase des billigen Geldes hatten Anleger immer mehr auf wachstumsstarke Tech-Unternehmen gesetzt. Nun aber dürften die Zinsen angesichts der hohen Inflation kräftig anziehen, womit sich Apple, Amazon, Microsoft & Co als deutlich überbewertet erweisen könnten.

Dow Jones auf tiefstem Stand seit März 2021

Der technologielastige Nasdaq 100 büßte am Mittwoch 3,06 Prozent auf 11 967,56 Zähler ein und fiel erstmals seit November 2020 unter die Marke von 12 000 Punkten. Der Leitindex Dow Jones Industrial hielt sich zwar mit einem Abschlag von 1,02 Prozent auf 31 834,11 Zähler besser als die Nasdaq-Börse. Dennoch lotete der Dow den tiefsten Stand seit März 2021 aus. Auch im Dow waren die Tech-Aktien die größten Verlierer.

Wo die Zukunftsbranchen unter Druck geraten, scheint die Firma mit dem sehr traditionellen Rohstoffgeschäft zu profitieren: Die Aktien der Ende 2019 an die Börse gegangenen Saudi Aramco hatten zuletzt ein Rekordhoch erreicht. Das Unternehmen bringt es gegenwärtig auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet 2,43 Billionen US-Dollar. Damit ließen sie erstmals seit 2020 Apple wieder hinter sich. Das Unternehmen aus Cupertino in Kalifornien ist mit dem Verlust von diesem Mittwoch von gut fünf Prozent nur noch 2,37 Billionen Dollar wert. Noch zu Jahresanfang war Apple mit rund drei Billionen Dollar um eine Billion Dollar schwerer als der saudi-arabische Ölproduzent.

Allerdings sind beide Unternehmen auch nur bedingt miteinander zu vergleichen. Nur ein geringer Anteil der Saudi-Aramco-Aktien ist frei handelbar, der weitaus größte Teil liegt in staatlichen Händen. Anteile am Rohstoffkonzern sind damit ohnehin knapper als die von Apple - und können damit auch schnell teurer werden.

Die US-Notenbank Fed dürfte die Leitzinsen in diesem Jahr um weitere 1,5 Prozentpunkte erhöhen. Das und die Aussicht auf einen fortdauernden Krieg in der Ukraine lasse so rasch keine Rückkehr der großen Tech-Konzerne zu alter Stärke erwarten, sagte Tim Ghriskey, Portfoliostratege von Ingalls & Snyder. Er sprach von "Panikverkäufen" bei etlichen Technologietiteln und anderen hoch bewerteten Unternehmen. Die dabei frei werdenden Mittel dürften die Investoren nicht zuletzt in Energiewerte reinvestieren, deren Wachstumsaussichten rosig seien. "Von dieser Gemengelage profitieren Unternehmen wie Saudi Aramco ganz erheblich", so der Experte.

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