Börse:Schwärzester Oktober seit zehn Jahren

A man walks past electronic boards showing Dow Jones Industrial Average and and NASDAQ average in Tokyo

Weltweit beachtet: Die US-Börsenbarometer Dow Jones und Nasdaq geben an den internationalen Aktienmärkten meistens den Ton an.

(Foto: Toru Hanai / Reuters)

Der Dax verliert sechs Prozent. Warum eine Aufholjagd am Aktienmarkt schwer wird.

Von Simone Boehringer

Momentan sieht es nicht nach einer fulminanten Jahresendrally an den Börsen aus. Der Dax liegt seit Jahresanfang gut zehn Prozent im Minus, allein der Oktober, ohnehin ein verrufener Börsenmonat, brachte ein Minus von sechs Prozent, so schlecht lief es in diesem Monat zuletzt in der Finanzkrise 2008. Schlechte Nachrichten überwiegen auch heute, wenngleich sie bei weitem nicht so negativ sind wie damals, als nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers zahlreiche Finanzinstitute am Abgrund standen. Heute schwelen die Probleme eher, der Handelskonflikt zwischen China und den USA, der Haushaltsstreit in Italien, diese Themen beschäftigen die Börsianer. Hinzu kommt die Angst vor weiter steigenden Zinsen, zumindest partiell und vor allem in den Vereinigten Staaten. In New York, dort wo die Leitbörsen sitzen, schlossen der S&P-500-Index mit sieben, der altehrwürdige Dow Jones mit fünf und der Technologie-Index Nasdaq Composite den Oktober mit minus neun Prozent ab. Im Vergleich zu Jahresbeginn notieren die US-Börsen allerdings noch im Plus - im Gegensatz zum großen Rest der Welt: Besonders hart traf es China und die Türkei, wo Aktionäre seit Januar je ein Fünftel ihres Vermögens einbüßten, und in Italien, dessen Schuldenpolitik mit minus zwölf Prozent abgestraft wird.

Einen solchen Unterschied zwischen Amerika und Europa hat es zuletzt 2011 gegeben, damals hatten Anleger im Dax mit einem Verlust von fast 15 Prozent auf Jahressicht ihr letztes schlechtes Jahr erlebt. Was folgte, war ein langer Kursaufschwung, unterstützt durch eine Politik des billigen Geldes der Zentralbanken, die jetzt langsam zu Ende geht. Schon deshalb dürfte es schwer werden mit einem siebten guten Jahre infolge. Zur sensiblen Weltfinanzlage hinzu kommen enttäuschende Ausblicke vieler Konzerne. Alleine im Dax hat die Hälfte der Firmen die Gewinnerwartungen mehrfach nach unten korrigiert, so die Analysten der DZ Bank - und ein Bruch dieses Negativtrends ist nicht in Sicht.

Aber muss es Privatanleger scheren, wo die Börsen gerade und speziell im Oktober stehen? "Für Anleger, die in einen Sparplan einzahlen, relativieren sich auf lange Sicht die Kurseinbußen einzelner Monate und Jahre", erklärt Franz-Josef Leven, Vize-Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts, das sich um eine bessere Aktienkultur bemüht. Für Sparer, die 30 Jahre 50 Euro im Monat in Aktien anlegten, ergibt sich nach Berechnung des Instituts eine Durchschnittsrendite von rund acht Prozent. Zwar passierten die Aktiencrash 1987 und 1929 im Oktober. Dennoch ist der Monat besser als sein Ruf. Er gehört zwar im Dax zu den schwankungsanfälligen Monaten, aber er ist neben dem April der Monat mit der höchsten Durchschnittsrendite.

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