Süddeutsche Zeitung

Onlinehandel:Kleidung nur für Klubmitglieder

Der Onlinehändler Best-Secret hat mit einem speziellen Geschäftsmodell Erfolg. Bald sollen auch Anleger davon profitieren können.

Von Caspar Busse

Die Corona-Pandemie hat die Modebranche besonders hart getroffen: Mit Ausgaben für Textilien waren die Kunden zuletzt zurückhaltend, die Geschäfte blieben lange geschlossen, Kollektionen haben sich schlecht verkauft, die Lager sind teilweise voll, neue Ware wurde lange kaum nachgefragt. Einige bekannte Firmen wie Adler Modemärkte, Escada, Hallhuber, Bonita oder Appelrath-Cüpper sind in Existenznöten. Selbst große Modekonzerne wie Hugo Boss meldeten für das vergangene Jahr deutliche Umsatzrückgänge.

Doch es gibt auch Profiteure der Krise, wie den Berliner Onlinehändler Zalando, dessen Umsätze deutlich zulegen. Aber auch die Firma Best-Secret aus Aschheim bei München meldet starke Zuwächse, für 2021 wird mit einem erneuten Plus von etwa 30 Prozent gerechnet. Das Geschäftsmodell ist speziell: Angeboten werden Markenartikel zu Sonderpreisen. Best-Secret bietet sogenannte "Off-Price-Mode" an, über die Plattform werden also Produkte verkauft, die nicht mehr zum Normalpreis abgesetzt werden können, etwa weil sie aus der letzten Saison oder aus Überproduktionen und vollen Lagern stammen. Dazu kommt: Wer bei Best-Secret einkaufen will, muss Mitglied werden. Die Zahl der Kunden liegt derzeit nach Branchenschätzungen bei etwa einer Million.

Jetzt gibt es große Pläne, das Unternehmen bereitet sich auf ein Listing am deutschen Aktienmarkt vor. "Ein Börsengang der Firma im kommenden Jahr ist definitiv vorstellbar", sagt Jörg Rockenhäuser, Deutschland-Chef von Permira, der Süddeutschen Zeitung. Der international tätige Finanzinvestor kontrolliert 80 Prozent der Anteile von Best-Secret, der Rest liegt beim Management und bei den beiden Gründerfamilien Schustermann und Borenstein. Ein Teil eines möglichen Emissionserlöses könnte ins Unternehmen investiert werden. "Best-Secret plant eine Beschleunigung des Kundenwachstums, vor allem im Ausland", kündigt Rockenhäuser an.

Best-Secret gehört zum internationalen Modeunternehmen Schustermann und Borenstein, das bereits 1924 in München gegründet wurde. Derzeit gibt es vier großflächige Best-Secret-Standorte, zwei im Großraum München, einer in Frankfurt und einer in Wien. Der überwiegende Anteil des Umsatzes wird aber online erwirtschaftet, dieser Bereich ist gerade in der Pandemie sehr deutlich gewachsen, zuletzt wurde deshalb in die Logistik investiert. Den Online-Shop gibt es in fünf Sprachen, geliefert wird in 30 europäische Länder. Beschäftigt werden momentan 1700 Mitarbeiter. Vorstandschef ist seit November 2020 der ehemaligen Zalando-Manager Moritz Hahn.

Den großen Markenunternehmen geht es um einen geräuschlosen Abverkauf

Der Börsenwert des Unternehmens, das operativ mit einem Gewinn von etwa 130 Millionen Euro rechnet, könnte nach Schätzungen bei mehr als zwei Milliarden Euro liegen. Die Kapitalisierung von Online-Modehändlern ist derzeit hoch, Zalando ist momentan 25 Milliarden Euro an der Börse wert, der Börsenneuling About You kommt auf vier Milliarden Euro. Mytheresa aus München, auf den Onlineverkauf von Luxusartikeln spezialisiert, hatte im Januar den Sprung an die Börse in New York geschafft.

"Das Unternehmen hilft Premium-Modemarken wegen des Klubkonzepts beim geräuschlosen Weiterverkauf, ohne dass diese selbst ihre Ware auf eigenen Kanälen mit Rabatten anbieten müssen", sagt Rockenhäuser über Best-Secret. Viele Modeunternehmen wollen ihre Produkte nicht in ihren eigenen Vertriebskanälen "verramschen", weil sie dann negative Effekte auf Image und Preise befürchteten, und weichen deshalb auch auf spezialisierte Anbieter aus. Davon profitiere Best-Secret, man sei "eine der führenden Online-Plattformen, spezialisiert auf Off-Preis-Mode", so Rockenhäuser. Die Firma sei dabei auch "deutlich profitabler als vergleichbare Wettbewerber".

Ein Vorteil von Best-Secret sei zudem das Kundenmodell. "Das Besondere ist, dass Best-Secret zum großen Teil Neukunden durch Empfehlungen von bestehenden Kunden gewinnt", sagt Rockenhäuser. Das führe zu "qualitativ sehr hochwertigen Kundenbeziehungen". Da die Kunden registriert seien, könnten sie direkt angesprochen werden und würden öfter wiederkommen. Das minimiert den Aufwand für Werbung und Marketing. Ziel sei es nun, weitere langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen.

Permira ist einer der großen europäischen Finanzinvestoren und ist weltweit an einer großen Zahl von Unternehmen beteiligt. In Deutschland gelang zuletzt unter der Ägide von Permira-Mann Rockenhäuser der Börsengang von Teamviewer. Das Unternehmen aus dem schwäbischen Göppingen bietet Software für den Fernzugriff auf Geräte sowie die Fernsteuerung und die Fernwartung von Computern an und ist in der Corona-Pandemie ebenfalls deutlich gewachsen. Teamviewer ist inzwischen an der Börse rund 6,5 Milliarden Euro wert.

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