Börse:Neuer Chef, tiefer Absturz

Börse: Saturn am Berliner Alexanderplatz: Deutschland ist von den Kürzungsplänen bei Ceconomy besonders stark betroffen.

Saturn am Berliner Alexanderplatz: Deutschland ist von den Kürzungsplänen bei Ceconomy besonders stark betroffen.

(Foto: imago)

Trotz neuer Führung und hartem Sparkurs verliert die Ceconomy-Aktie.

Von Michael Kläsgen und Benedikt Müller-Arnold, München/Düsseldorf

Ceconomy, die Konzernmutter der Handelsketten Mediamarkt und Saturn, hat einen neuen Vorstandsvorsitzenden, einen neuen Finanzchef, einen neuen Aufsichtsratschef, verschlankt die Strukturen, kürzt und streicht in ganz Europa, schließt etwa 13 Filialen in Deutschland und baut Medienberichten zufolge etwa 1000 Stellen hierzulande ab. Doch die Anleger scheint der Sparkurs nicht zu überzeugen. Wenige Stunden, nachdem Ceconomy am Vorabend bekannt gegeben hatte, dass der Eon-Manager Karsten Wildberger neuer Holdingchef wird, stürzte die Aktie des Elektroartikelhändlers am Dienstag um zeitweise mehr als zwölf Prozent ab und erholte sich anschließend nur unwesentlich.

Angesichts je nach Staat unterschiedlich lang anhaltender Schließungen der Elektronikmärkte in ganz Europa sinken die Umsätzen und steigen die operativen Verluste von Ceconomy. Ihre Jahresziele hatte die Düsseldorfer Holding bereits im Februar angesichts der Unsicherheiten um die coronabedingten Lockdowns in Europa verworfen. Jetzt sinken zwar die Inzidenzen und die Stimmung in der Wirtschaft hellt sich auf, dennoch wollte Finanzchef Florian Wieser keine Prognose für die kommenden Monate abgeben. Alles, ein Verlust oder Gewinn, sei am Ende des Geschäftsjahres möglich, sagte er. Bernhard Düttmann, der die Holding seit Oktober 2019 als Interimschef führt, kritisierte die Corona-Politik der Bundesregierung erneut scharf und forderte klare Öffnungsperspektiven. "Es wird Zeit, dass wir den Handel wieder öffnen - jeder Tag zählt", sagte er. Zwar stieg der Online-Umsatz im zweiten Quartal um gut 146 Prozent an und machte mit 2,1 Milliarden Euro knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes aus. Doch leidet Ceconomy unter hohen Logistikkosten, was die Margen schmälert.

Am 1. August soll Wildberger den Chefposten von Düttmann übernehmen - und damit mehr als zwei Monate vor dem offiziellen Vertragsende des amtierenden Vorsitzenden. Dass Wildberger den Energieversorger Eon verlässt, überrascht nicht. Der frühere Telekommunikationsmanager zog 2016 als Digitalisierungsfachmann in den Eon-Vorstand ein und galt als potenzieller Nachfolger des langjährigen Konzernchefs Johannes Teyssen. Doch als dieser kürzlich in den Ruhestand trat, beförderte Eon nicht Wildberger an die Spitze - sondern seinen Vorstandskollegen Leonhard Birnbaum. Kein Wunder: Nun bevorzugt Wildberger, außerhalb von Eon Vorstandschef zu werden: bei Ceconomy.

Thomas Dannenfeldt, Ceconomys neuer Aufsichtsratschef, lobte Wildberger ausdrücklich, und damit indirekt auch seine Entscheidung, ihn ausgewählt zu haben. Die Anleger waren weniger überzeugt.

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