Börse:Ganz bescheiden

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Verheerende Brände in Kalifornien: Die Katastrophe hat auch die Munich Re mit mehr als 400 Millionen Euro erheblich getroffen. (Foto: Noah Berger/AP)

Der Rückversicherer Munich Re hält die Aktionäre bei Laune - mit altbewährten Mitteln.

Von Herbert Fromme, München

Der Rückversicherer Munich Re bleibt sich treu. Der Konzern erhöht die Dividende von 8,60 Euro auf 9,25 Euro und kündigt ein erneutes Aktienrückkaufsprogramm an. Eine Milliarde Euro will der Konzern zwischen Mai 2019 und April 2020 für eigene Papiere ausgeben und so den Kurs stützen. "Unsere Gesamtausschüttung der Jahre 2005 bis 2018 beläuft sich auf 27 Milliarden Euro, das sind rund 85 Prozent der aktuellen Marktkapitalisierung", so Konzernchef Joachim Wenning.

Das soll Anleger und Analysten erfreuen - was auch funktioniert. Nach den Tiefstkursen von rund 80 Euro im Jahr 2011 hat sich das Papier in dieser Woche bis auf 217 Euro hochgearbeitet, auch wenn es am Mittwoch nach Gewinnmitnahmen um 2,8 Prozent auf 211 Euro fiel. Ob Hurrikans, Waldbrände in den USA oder Stürme in Europa, nichts kann den Zuspruch der Aktionäre aufhalten, auch wenn der Dax in den vergangenen zehn Jahren noch stärker gestiegen ist. Der Absturz der Boeing 737 Max der Ethiopian Air am 10. März und die nachfolgende Stilllegung aller Maschinen dieses Typs werden die Munich Re 100 bis 120 Millionen Euro kosten, aber auch das wird die Aktie nur wenig treffen.

Die Frage ist, ob das Rezept auf Dauer trägt, die Aktionäre mit viel Geld glücklich zu halten - oder ob der Konzern nicht eine griffigere Zukunftsstrategie braucht. Aktuell hält sich Wenning spürbar zurück. "Geschäftschancen realisieren - guter Start zur Ambition 2020" war das Motto eines Pressegesprächs am Mittwoch. Nicht gerade ein vorwärtstreibender Slogan. Dass er 2019 rund 2,5 Milliarden Euro nach 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2018 verdienen will, ist auch nicht gerade revolutionär.

Dabei kann der Konzern einiges vorweisen. Er ist weltweit führend als Rückversicherer, auch im neuen Spezialgebiet Cyber. Er baut die Beteiligungen an kleinen und mittelgroßen Versicherungsgesellschaften aus und wagt sich in fremde Geschäftsfelder vor. 2018 hat er für rund 300 Millionen Euro das Berliner Startup Relayr gekauft, das sich auf Sensorik spezialisiert hat. Für die Munich Re sind Sensoren in Maschinen, Gebäuden und Fahrzeugen der Schlüssel für die digitale Zukunft der Branche. Mit Bosch, Kuka und Porsche entwickelt der Rückversicherer Lösungen.

Selbst das Sorgenkind Ergo in Düsseldorf macht nach Angaben des Managements gute Fortschritte beim Umbauprogramm, das 2020 abgeschlossen sein soll. Der digitale Versicherer Nexible, den Ergo aufgemacht hat, konnte in einem Jahr die Zahl der versicherten Fahrzeuge von 20 000 auf 50 000 steigern - immer noch eine kleine Zahl, aber ein rasantes Wachstum. Viel Interessantes, das aber sehr bescheiden in der Öffentlichkeit verkauft wird. Aber auch das gehört zu den Traditionen des Rückversicherers.

© SZ vom 21.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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