Süddeutsche Zeitung

Aktien:Die Börse zittert - und jetzt?

Jahrelang sind die Kurse gestiegen - doch plötzlich schwanken die Aktien wieder. Was Anleger jetzt wissen müssen.

Von Bastian Brinkmann

Ratgeber für Altersvorsorge sind sich ziemlich einig: Aktien sind gut - wenn man das Geld übrig hat und langfristig investiert. Wer Aktien vieler Unternehmen besitzt, der kann von möglichst vielen Konzernerfolgen profitieren. Als arbeite der Kapitalismus selbst einem in die Tasche. Das ist die Theorie, in der Praxis fühlen sich Kursstürze natürlich schlecht an. Doch wer sein Geld nicht dringend braucht und noch viele Jahre warten kann, für den gilt: durchhalten.

Viele Anleger setzen mittlerweile auf Indexfonds namens ETF. Sie bilden die wichtigsten Aktienwerte ab, man investiert also überall ein bisschen. Bekannt sind ETFs für den Index MSCI World, er enthält Aktien aus aller Welt. Wer vor 30 Jahren 100 000 in einen MSCI World ETF investierte, hat daraus mehr als 630 000 Euro gemacht, hat die Stiftung Warentest gerade vorgerechnet. Wer nur 75 Prozent in diesen ETF und 25 Prozent in Festgeld investiert hat, kommt auch auf ein Vermögen von mehr als 600 000 Euro. Inflation und Steuern belasten natürlich die Wertsteigerung.

Allerdings ist es oft ratsam, nicht einfach eine große Summe auf einen Schlag zu investieren. Denn man erwischt selbstverständlich nicht immer den optimalen Zeitpunkt, also ein Kurstief, in dem Aktien möglichst billig zu haben sind. Daher raten viele Vorsorgeexperten dazu, nach und nach zu investieren, zum Beispiel monatlich. Dann kauft man mal besser, mal schlechter, aber setzt nicht alles auf eine Karte. Das gilt auch für den Verkauf. Wer seine 600 000 Euro im Alter ausgeben will, sollte das im Idealfall viele Jahre vorher planen und sich das Geld peu à peu auszahlen.

Stiftung Warentest rechnet vor: Eine 35-Jährige hat seit 1970 jeden Monat 200 Euro halb in Aktien und halb in Tagesgeld gespart, im Jahr 2000, wenn sie in Rente geht, hat sie damit gut 400 000 Euro zusammen. Zahlt sie sich jeden Monat 1700 Euro brutto aus, hätte sie heute als 83-Jährige noch 95 000 Euro übrig. In der Zukunft können sich die Kurse natürlich ganz anders entwickeln als in der Vergangenheit. Dazu kommen Währungsschwankungen, die auch mal 30 Prozent und mehr stark sein können. Viele ETFs sind in Dollar ausgewiesen, nicht in Euro. US-Aktien haben einen großen Anteil in vielen Fonds. Ist der Euro stärker im Vergleich zum Dollar, ist der Fonds relativ weniger wert.

Wer die Finanzmärkte eher wie ein Casino bespielen will, kann natürlich versuchen, bei hohen Werten zu verkaufen und bei niedrigen Preisen einzusteigen. Allerdings verlangen die Banken für jede Transaktion Gebühren. Der erspekulierte Gewinn muss diese Kosten übertreffen, damit sich das lohnt.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2018/vit
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