Börse:Die neue Supermacht

Boom Goes Bust: Texas Oil Industry Hurt By Plunging Oil Prices

Ölförderung im US-Bundesstaat Texas: Die USA setzen immer stärker auf Schieferöl und sorgen so für Unruhe.

(Foto: Spencer Platt/Getty Images)

Die USA könnten binnen fünf Jahren zum zweitgrößten Ölexporteur der Welt aufsteigen, zeigt eine neue Untersuchung. Das bedroht die Macht der Opec-Länder - die sind über den Trend deshalb sehr besorgt.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Für das Ölkartell Opec war es stets ein heikles Unterfangen, den Preis des Rohstoffs zu manipulieren. Das Dilemma von vor zwei Jahren war bekannt: Greifen die Erdölexporteure nicht in den Markt ein, riskieren sie anhaltend niedrige Preise und damit ihre Staatsfinanzen. Kürzen sie ihre Fördermenge, um die Preise zu stützen, hilft das Konkurrenten, die zu höheren Kosten produzieren. Sie entschieden sich zu Letzterem - und haben damit womöglich den Verlust ihrer Marktmacht beschleunigt: Während die globale Nachfrage nach Erdöl in den kommenden Jahren weniger stark steigen dürfte, wird mit den USA der einst wichtigste Abnehmer von Opec-Öl zu einem der größten Exporteure.

In ihrem am Montag veröffentlichten Bericht "Oil 2019" rechnet die Internationale Energieagentur (IEA) vor, wie stark die Ölexporte aus den Vereinigten Staaten dank der Schieferölförderung in den kommenden fünf Jahren steigen dürften. Die USA würden bald mehr Öl exportieren als Russland und zu Saudi-Arabien als weltweit größtem Exporteur aufschließen, heißt es in dem Bericht. Bis 2024 könnten US-Konzerne demnach in der Lage sein, neun Millionen Barrel Öl (ein Barrel sind etwa 159 Liter) am Tag zu exportieren. "Die zweite Welle der Schieferrevolution steht bevor", sagte IEA-Direktor Fatih Birol. 70 Prozent des Wachstums in der Produktionskapazität für Erdöl und drei Viertel in jener für Flüssiggas entfielen im untersuchten Zeitraum auf die USA. "Das wird die globalen Handelsströme für Öl und Gas drastisch verändern", sagte Birol. Die IEA wurde nach der Ölkrise von 1973 als Gegenpol zur Opec gegründet und berät westliche Regierungen in Fragen der Energiepolitik.

Von einer erneuten Ölkrise ist die Welt nach mehr als zehn Jahre nach Beginn des Schieferölbooms in den USA sehr weit entfernt. Dank neuer Fördertechnik und sinkender Kosten gelingt es seit Mitte der 2000-er Jahre, in großem Stil Gas und Öl aus Tausenden Metern tief liegenden Schieferformationen herauszupressen. Mit dieser Technologie sind die USA binnen einer Dekade von einem Land, das um seine Energiesicherheit fürchtet, zu einem der größten Energieexporteure der Welt aufgestiegen. Dieser von vielen unterschätzte Wandel sei "beispiellos", schreiben die IEA-Experten. Nach ihrer Überzeugung setzt er die Opec nun dauerhaft unter Druck. Die Menge an Öl, mit der die 14 Kartellmitglieder die Welt versorgen, werde sich noch bis in fünf Jahren nicht dem Niveau von vor 2016 annähern, als die Förderkürzungen begannen.

Autofahrer und Heizölkunden können sich dagegen freuen: Je mehr Exporteure sich den Ölmarkt teilen, desto sicherer ist die Versorgung - und desto stabiler bleiben die Preise, wobei konkrete Prognosen zumeist daneben liegen.

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