Börsen-Ranking:Deutsche Firmen sind international so gut wie unbedeutend

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Händler an der New Yorker Börse. (Foto: Johannes Eisele/AFP)
  • Nur noch drei Dax-Konzerne sind unter den hundert wertvollsten Börsen-Unternehmen der Welt vertreten.
  • An der Spitze steht Börsenneuling Aramco, der teilstaatliche saudi-arabische Öl-Konzern.

Von Caspar Busse

Deutsche Unternehmen spielen international keine bedeutende Rolle mehr - zumindest wenn man den Börsenwert als Maßstab nimmt. Unter den hundert wertvollsten Unternehmen der Welt finden sich derzeit nur drei Dax-Unternehmen, das Softwareunternehmen SAP belegt Platz 51, das Gase-Unternehmen Linde, das inzwischen seinen Sitz nicht mehr in Deutschland hat und nach der Fusion mit Praxair aus den USA geführt wird, aber trotzdem weiter im Dax notiert ist, kommt auf Platz 95. Auf Nummer 100 folgt Siemens, der Versicherungskonzern Allianz steht im Ranking auf Rang 110 und ist damit aus den Top-100 rausgeflogen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Beratungs- und Wirtschaftsprüfergesellschaft EY, die ein aktuelles Börsen-Ranking zum Ende des Jahres 2019 erstellt hat.

An der Spitze rangiert erstmals der saudi-arabische Ölkonzern Saudi-Aramco, der erst in diesem Dezember an die Börse ging und auf Anhieb wertvollstes Unternehmen der Welt geworden ist. Der Börsenwert liegt bei knapp 1,9 Billionen Dollar, das ist doppelt so viel wie die zwölf wertvollsten deutschen Konzerne zusammen. Saudi-Aramco ist das erste nicht-amerikanische Unternehmen an der Spitze des Rankings seit zehn Jahren und hat auch einen deutlichen Abstand auf die Nummer Zwei des Weltrankings, die Smartphone-Firma Apple, die knapp 1,3 Billionen Dollar wert ist. Es folgen auf den weiteren Plätzen Microsoft, die Google-Mutterfirma Alphabet, der Online-Händler Amazon sowie Facebook. Die beiden chinesischen Tech-Firmen Alibaba und Tencent rangieren auf Platz 7 und 9. Die Zahl der US-Konzerne unter den Top 100 steigt im Vergleich zum Vorjahr von 55 auf 56 und erreicht damit den höchsten Stand seit Beginn der Erhebungen durch EY.

"Europa spielt an den Weltbörsen inzwischen nur noch eine untergeordnete Rolle. Seit dem Beginn der Finanzkrise Ende 2007 haben sich die Gewichte an den Weltbörsen massiv verschoben", stellt Hubert Barth, Vorsitzender der deutschen Geschäftsführung von EY, fest. Den Angaben zufolge hatten vor der Finanzkrise noch 46 der 100 weltvollsten Unternehmen der Welt ihren Hauptsitz in Europa. Inzwischen hat sich die Zahl auf 23 halbiert. Auf Platz 16 rangiert der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestle. Dahinter folgen Roche (Pharma), Royal Dutch Shell (Öl), LVMH (Luxusgüter), Novartis (Pharma), L'Oreal (Kosmetik) und Anheuser-Busch Inbev (Bier).

Der Börsenwert, der sich aus der Zahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienkurs ergibt, spiegelt zum einen die Attraktivität der Unternehmen für Investoren - je höher der Wert ist, desto mehr wir dem Unternehmen zugetraut Zum anderen garantiert ein hoher Börsenkurs auch einen gewissen Schutz vor Übernahmen oder vor dem Einstieg unliebsamer Investoren, die dann auf Veränderungen oder auf eine Aufspaltung des Unternehmens drängen könnten, um so einen kurzfristigen Anstieg des Aktienkurses zu bewirken.

"Es gibt einen massiven Bedeutungsverlust Deutschlands an den Weltbörsen", stellt EY-Manager Barth fest. So seien vor gut zehn Jahren noch fast doppelt so viele deutsche Unternehmen unter den Top 100 gewesen. Der Grund für den Bedeutungsverlust sei, dass Investoren vor allem in Technologieunternehmen und in digitale Geschäftsmodelle investierten. Europas Leitbranche sei aber immer noch die produzierende Industrie, die aber aus Sicht vieler Investoren wenig Wachstumspotenzial verspreche, so Barth. Das teuerste Industrieunternehmen ist derzeit Toyota auf Platz 42, gefolgt von den amerikanischen Krisenkonzerns Boeing auf Rang 44. Davor platzieren sich in erster Linie Technologie-, Energie- und Gesundheitskonzerne.

Ähnlich ist übrigens das Bild, wenn man die 300 wertvollsten Unternehmen der Welt betrachtet, auch hier dominieren die USA, die 145 der Top-300 Unternehmen stellen. Das sind zehn mehr als im Vorjahr. Unter den Top 300 sind im Vergleich lediglich zwölf Unternehmen mit Sitz in Deutschland.

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