Börse:Der nächste Rekord

First Day of 2020 Trading on Germany's DAX

Handelssaal der Frankfurter Börse: Die Kurse von Aktien stiegen 2019 außerordentlich. Die Dividende kommt noch obendrauf.

(Foto: Alex Kraus/Bloomberg)

Europas Unternehmen zahlen 2020 nach einer Studie 359 Milliarden Euro Dividende - so viel wie nie.

Von Harald Freiberger

Seit Jahren gibt es auf Sparprodukte und sichere Staatsanleihen kaum noch Zinsen, Aktien dagegen boomen. Allianz Global Investors (AGI), die Fondsgesellschaft des Versicherungskonzerns, liefert nun ein weiteres Argument für Aktien: Sie erwartet, dass die Dividenden europäischer Unternehmen in diesem Jahr weiter steigen. Die Aktiengesellschaften würden insgesamt 359 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner ausschütten; das entspricht einem Plus von zwölf Milliarden Euro oder 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Dividenden schon eine Rekordhöhe erreichten.

Die Studie bezieht sich auf den Index MSCI Europa, der die 450 größten Unternehmen zusammenfasst, die an der Börse notiert sind. Die Dividendenrendite liegt bei 3,7 Prozent. Sie ist so etwas wie das Sahnehäubchen auf die Kurssteigerungen des vergangenen Jahres, in dem die Börsen so gut abschnitten wie lange nicht.

So legte der Dax um 26 Prozent zu. Dagegen weisen inzwischen 60 Prozent der Staatsanleihen in der Eurozone eine negative Rendite aus. Das ist eine Folge der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die den Leitzins auf null Prozent gedrückt hat und in großem Stil Staatsanleihen aufkauft. Wer sein Geld möglichst risikolos anlegen will, muss dabei zusehen, wie es beständig an Wert verliert, wenn man die Inflationsrate berücksichtigt. Wer sich dagegen an die Börse wagte, profitiert seit elf Jahren fast ununterbrochen von Kurssteigerungen. Die internationalen Aktienindizes stehen derzeit so hoch wie nie.

AGI hat ausgerechnet, dass Dividenden seit 1974 mit durchschnittlich 38 Prozent zur Gesamtrendite europäischer Aktien beitrugen. Mehr als ein Drittel der Gewinne ist also den Ausschüttungen zu verdanken. "Alternativ zu fehlenden Zinsen können Dividenden ein Anleger-Depot dreifach stabilisieren: als regelmäßige Einkommensquelle, als Indikator für ein robustes Geschäftsmodell und zur Diversifikation des Depots", sagt Hans-Jörg Naumer, Autor der Studie. Dividenden hätten einen starken Signaleffekt, Kürzungen und Ausfälle würden sehr negativ bewertet. Deshalb seien die Konzerne bestrebt, kontinuierlich auszuschütten. Dividenden schwankten deutlich weniger als die Gewinne der Unternehmen.

Wie viel deutsche Unternehmen in diesem Jahr ausschütten, steht noch nicht fest. Es ist aber zu erwarten, dass die Dividenden wieder ähnlich hoch oder sogar höher ausfallen als im Rekordjahr 2019. Damals zahlten die 30 Dax-Unternehmen ihren Anteilseignern 38,6 Milliarden Euro an Dividenden, ein Plus von knapp sechs Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Bei allen deutschen Aktiengesellschaften summierten sich die Ausschüttungen auf 57 Milliarden Euro - auch das war Rekord.

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