Börse:Bei Osram ist alles wieder offen

FILE PHOTO: The headquarters of lamp manufacturer Osram is pictured in Munich

Wie lange bleibt Osram noch unabhängig? Das fragen sich auch die Mitarbeiter in der Münchner Unternehmenszentrale.

(Foto: Dalder/Reuters)

Das Übernahmeangebot von AMS ist gescheitert, die Aktie verliert - erstmal.

Von Thomas Fromm

Auf diesen Moment hatte der Vorstand von Osram mit Bangen gewartet: Die Börsenstunden nach jenem Freitag, an dem das Übernahmeangebot des österreichischen Chip- und Sensorherstellers AMS für gescheitert erklärt wurde. Und natürlich passierte das, was immer passiert, wenn zuerst wochenlang über eine Übernahme diskutiert wird, Angebote erhöht werden und Aktienkurse nach oben preschen. Und das Ganze dann doch in sich zusammenfällt, weil sich, wie im Fall von AMS, nicht genug Aktionäre finden, die das Übernahmeangebot neuer Investoren annehmen und ihre Aktien verkaufen. Kaum war die Sache also vorbei und der Handel am Montag wieder eröffnet, ging es mit der Osram-Aktie erst einmal nach unten - zeitweise um rund vier Prozent.

AMS hatte 41 Euro pro Aktie geboten, knapp zwei Euro mehr als das Osram-Papier am Montag an der Börse kostete. Ob es noch schlimmer kommt, wie einige befürchten, und die Aktie in den nächsten Tagen noch weiter verliert?

Ob sie sich jetzt irgendwo unterhalb der 41 Euro einpendelt? Vieles wird davon abhängen, wie es mit dem kriselnden Lichtkonzern nun weitergeht, und dafür liegt der Schlüssel vermutlich in der Steiermark. AMS hält nun ein Aktienpaket von fast 20 Prozent an Osram - Aktien, die es parallel zu seiner Offerte am Markt zusammengekauft hatte. So wie die Dinge liegen, hat AMS-Chef Alexander Everke keineswegs vor, das Osram-Kapitel damit abzuschließen. Er wolle "im Dialog mit Osram" weitermachen, "um weiter den vollen Erwerb von Osram zu verfolgen und so eine solide Zukunft für das Unternehmen zu sichern", sagte er. Ein neues Angebot ist ohne Zustimmung von Osram erst nach einer 12-Monats-Frist möglich - daher hängt jetzt alles am Dialog zwischen Everke und dem Osram-Vorstand unter Olaf Berlien. Wird es eine Kooperation geben? Wird es AMS gelingen, irgendwann weitere Aktien am Markt zuzukaufen?

Neben AMS gibt es noch das Finanzinvestorenduo Bain und Advent. Das Duo hatte kurz vor Schluss ein eigenes Angebot angekündigt, an dem derzeit noch gearbeitet wird. Fraglich ist nur, ob sich eine solche Offerte für sie lohnt: Mit dem starken Hauptaktionär AMS hat Osram nun an Attraktivität für andere Investoren eingebüßt. Gegen 20 Prozent lässt sich nur schwer ein wirkungsvolles Angebot aufstellen. Und wenn, dann müsste es attraktiv genug sein, um AMS zum Verkauf seiner eigenen Anteile zu bewegen.

Es waren nur rund elf Prozent der Osram-Aktien, die AMS fehlten, um die erforderlichen 62,5 Prozent der Anteile zu bekommen. Nicht die großen Aktionäre waren am Ende wohl das Problem, sondern die Kleinanleger, deren Anteil bei Osram traditionell recht hoch ist. Was das alles jetzt für die Osram-Aktionäre bedeutet? Es ist gerade alles offen - es braucht also vor allem: Geduld.

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