Süddeutsche Zeitung

Abgas-Skandal:Anleger wetten auf die Volkswagen-Pleite

Nicht nur am Aktienmarkt sind Volkswagen-Investoren hochnervös. Das zeigt sich an Kennziffern beim Anleihenhandel.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Für Aktienanleger war die vergangene Woche schmerzhaft: Um fast 22 Milliarden Euro sank der Wert der VW-Titel. Doch auch am Anleihemarkt ging es zur Sache: Die Anleger verkauften nicht nur die Anleihen von VW, was den Kurs drückte und die Renditen hochschnellen ließ. Immer mehr Investoren sicherten sich sogar gegen eine Pleite des Autobauers ab. Sichtbar wurde das an den Prämien auf so genannte Kreditausfallversicherungen, in der Fachsprache Credit Default Swaps oder kurz CDS genannt.

In der Schuldenkrise waren diese Finanzinstrumente in Verruf geraten, weniger, weil sich Investoren damit für den Pleitefall absichern können, sondern weil man damit auch gezielt auf den Ausfall einzelner Länder wetten und diesen damit beschleunigen kann. Im Fall von VW sind die Prämien auf diese Papiere nun von 75 Basispunkte auf über 300 Basispunkte gestiegen - für fünfjährige Laufzeit. Will heißen: Die Anleger rechnen auf diesen Zeitraum mit einer dreifach höheren Ausfallwahrscheinlichkeit von rund 20 Prozent. Kostete es Profianleger vor der VW-Krise rund 7500 Euro im Jahr, sich für den Ausfall von einer Millionen Euro abzusichern, mussten sie ihrer Bank nun 30 000 Euro für den Versicherungsschutz hinlegen - ein immenser Sprung.

Auch für Volkswagen selbst hat das Folgen. Weil der Markt von einer schlechteren Bonität ausgeht, muss der Konzern höhere Zinsen bezahlen, wenn er sich wieder Geld am Kapitalmarkt leihen will. Gleichwohl sollte man die Marktreaktion nicht überbewerten, sagt André Horn, Fondsmanager der auf Anleihen spezialisierten Inprimo Invest. Volkswagen verfüge nach wie vor über eine starke Bilanz und Liquidität. Warum sind die Anleger trotzdem nervös? Ein Grund ist, dass sich viele Investoren in so einer Lage einfach absichern wollen - koste es was es wolle.

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Quelle:
SZ vom 30.09.2015/jasch
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