Börse:Warum Anleger jetzt starke Nerven brauchen

DAX-Tafel an der Börse Frankfurt

Nicht nur der Dax ist zuletzt unter Druck geraten, weltweit sinken die Kurse gerade wegen der Inflation und der Zinserhöhungen der Notenbanken.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Inflation ist hoch, die Aktienkurse stehen rund um den Globus unter Druck: An den Börsen ist die Lage zunehmend unsicher. Für private Investoren kann das sogar von Vorteil sein.

Von Jan Diesteldorf, Frankfurt

Wenn der größte Vermögensverwalter der Welt so vorsichtig wird wie in diesen Tagen, muss die Lage ernst sein. Die Investmentstrategen bei Blackrock, jenem New Yorker Giganten, der mehr als zehn Billionen Dollar für seine Kunden verwaltet, wollen nach den massiven Kursrückgängen vorerst keine Aktien nachkaufen. "Die Bewertungen haben sich nicht wirklich verbessert, die Fed könnte den Bogen überspannen, und der Druck auf die Gewinnmargen steigt", schreiben die Experten des Blackrock Investment Instituts in einer Notiz.

Diese Haltung teilen viele Börsenprofis, an den Märkten herrscht Unsicherheit, die Kurse sind seit Monaten unter Druck - und für private Anleger ist die Entwicklung zu einer Bewährungsprobe geworden. Am Montag fielen die weltweit wichtigsten Börsenindizes erneut deutlich, vor allem in den USA. Der S&P 500 sackte um 3,9 Prozent ab, kommt damit auf ein Minus von mehr als 20 Prozent seit dem letzten Hoch im Januar und zeigt klar einen sogenannten Bärenmarkt an, also anhaltend sinkende Kurse. Der Tech-Aktienindex Nasdaq fiel gar um 4,7 Prozent. In Deutschland, wo der Dax seit Jahresbeginn knapp 16 Prozent eingebüßt hat, sieht es kaum besser aus.

Die Inflation und die Notenbanken bleiben die bestimmenden Faktoren

Rund um den Globus bewerten Marktteilnehmer die Aktienpreise neu, nachdem sie teils mehr als eine Dekade lang mit leichten Unterbrechungen immer weiter gestiegen waren. Selbst die Corona-Pandemie, die Lieferketten zerstörte, zu Engpässen führte und schließlich die Inflation befeuerte, hinterließ an den Börsen wenig Eindruck.

Das hat sich angesichts Weltlage mit einer Mischung aus Krieg, Inflation und Warenknappheit geändert. Größte Unsicherheitsfaktoren bleiben derzeit die Inflation (in Deutschland fast acht Prozent im Mai) und der Umgang der Notenbanken mit ihr. In dieser Woche tagt die US-Notenbank Fed, und zahlreiche große Banken erwarten mittlerweile, dass sie den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte anheben wird, auf eine Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent: Kredite sollen teurer werden und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinken, damit der Preisdruck nachlässt. Während das die Inflation bremsen soll, nimmt die Fed das Risiko eines Abschwungs in Kauf. Das lastet schwer auf den Börsen, wo Unternehmen anhand ihrer zukünftigen Umsätze und Gewinne bewertet werden.

Gleiches gilt am Markt für Kryptowährungen, die oft als vermeintlicher Inflationsschutz angepriesen wurden. Der Kurs der größten digitalen Devise Bitcoin sank auf unter 22 000 Euro und damit auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020. Ein Schutz vor Inflation ist das eher nicht - aber ein guter Indikator dafür, dass allmählich die Zeit vorbei ist, in der das Geld an den Finanzmärkten sehr locker saß, die Zinsen am Nullpunkt waren und die Risikobereitschaft der Investoren hoch.

Anleger sollten sich davon aber nicht beunruhigen lassen. Wer noch einen langen Anlagezeitraum vor sich hat, kann sich über niedrigere Aktienkurse sogar eher freuen - und fleißig weiter kaufen. Und wer sich das nicht traut, macht es wie die Experten von Blackrock: abwarten, beobachten und im Zweifel erst später wieder nachkaufen.

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