BMW:Spielverderber Trump

Neues BMW-Werk in Mexiko

BMW hat Luftbilder seiner neuen Fabrik im mexikanischen San Luis Potosi schießen lassen. Die Eröffnung fällt auf einen politisch heiklen Termin.

(Foto: BMW/dpa)

BMW eröffnet in Mexiko seine bisher modernste Produktionsanlage. Die Hoffnung ist groß. Aber der Erfolg hängt sehr vom US-Präsidenten ab.

Von Claus Hulverscheidt, San Luis Potosí

Zu den Dingen, die Donald Trump fuchsteufelswild machen, gehören Provokationen durch ausländische Amtskollegen - und so hatte Andrés Manuel López Obrador gleich abgewunken, als die Bitte an ihn herangetragen wurde, der feierlichen Eröffnung des neuen BMW-Werks im mexikanischen San Luis Potosí an diesem Donnerstag persönlich beizuwohnen. Ein Zeichen setzen aber wollte Mexikos Staatspräsident dann offenbar doch: Statt seiner sollte Stabschef Alfonso Romo Garza an dem Festakt teilnehmen, sein wohl wichtigster Wirtschaftsberater.

Mit der Fabrikeröffnung gerät BMW noch tiefer in den von Trump angezettelten Konflikt um Handelsbilanzen, Importzölle und Einfuhrquoten hinein. Dabei war es dem Autobauer bei der Entscheidung für San Luis Potosí 2014 allein darum gegangen, die steigende weltweite Nachfrage nach Pkw der 3er-Serie bedienen zu können und das globale Netzwerk an Produktionsstätten weiter auszubauen. Doch schon bald nach der Grundsteinlegung geriet das Projekt ins Visier des neu gewählten US-Präsidenten, der Importe in sein Land reduzieren und Firmen aus aller Welt zwingen will, noch stärker in den Vereinigten Staaten zu produzieren: "Wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und die Autos ohne 35 Prozent Zoll in die USA verkaufen wollen, dann können sie das vergessen", sagte Trump Anfang 2017 mit Blick auf BMW.

Zweieinhalb Jahre später ist das Werk fertig - und Trumps Handelsstreit mit der Welt in vollem Gange. Bange machen lassen aber wollen sich die Münchener dennoch nicht. Im Gegenteil: Mit dem Konzept, in allen Erdteilen Werke zu errichten, die einerseits regional beliebte Modelle produzieren, zugleich aber auch einzelne weltweite Umsatzbringer wie etwa die 3er-Serie bauen, sieht man sich bestmöglich aufgestellt. So könnte das Werk in San Luis Potosí beispielsweise einspringen, sollte Trump tatsächlich Zölle auf Pkw-Importe aus Europa einführen und BMW deshalb entscheiden, weniger 3er als bislang aus München und China in die USA zu liefern.

Derzeit allerdings droht der US-Präsident erst einmal wieder Mexiko mit Zöllen - und das, obwohl er gerade erst ein neues Freihandelsabkommen mit dem südlichen Nachbarn und Kanada geschlossen hat. Weil die Regierung López Obrador seiner Ansicht nach aber zu wenig tut, um Flüchtlinge aus Mittelamerika von der Durchreise an die US-Grenze abzuhalten, will er das Land schon nächste Woche mit Strafzöllen von zunächst fünf Prozent belegen.

Bei BMW ist man dennoch überzeugt, mit San Luis Potosí die richtige Wahl getroffen zu haben. Das neue Werk werde Autos in mehr als 40 Länder liefern und sei deshalb nicht allein abhängig vom US-Markt, sagte Vorstandsmitglied Oliver Zipse kurz vor Beginn der Eröffnungsfeier. Auch seien die USA nicht der erste Staat, der sich mit Zöllen zu schützen suche, BMW sei mit dem Problem vertraut. "Wir sehen deshalb nach heutigem Stand keinen Grund, unsere Pläne zu ändern", so Zipse.

Die 2500 Mitarbeiter des hochmodernen Werks, in das BMW bisher gut eine Milliarde Dollar investiert hat, haben die Arbeit bereits aufgenommen, bei voller Auslastung werden sie jährlich 175 000 Wagen produzieren können. Die Beschäftigten und Lehrlinge werden im Trainingszentrum auf dem Firmengelände nach dem Vorbild der dualen Ausbildung in Deutschland geschult. Das Werk liegt an einer Autobahn, die im Norden bis in die USA und im Süden bis nach Guatemala führt, sowohl der Atlantik als auch der Pazifik werden schon bald mit dem Zug in wenigen Stunden erreichbar sein. In der Nachbarschaft haben sich große Zulieferbetriebe angesiedelt, mit denen BMW auch in anderen Ländern zusammenarbeitet. Auch ökologisch gesehen setzt das neue Werk Maßstäbe: Sämtlicher Strom für die Fabrik stammt aus erneuerbaren Energien, darunter von einem 70 000 Quadratmeter großen Solarfeld auf dem Werksgelände.

Ob die Mexiko-Rechnung für BMW aufgeht, wird nun von den strategischen Entscheidungen der Konzernoberen in München und dem Geschick der Beschäftigten in San Luis Potosí abhängen. Und von Donald Trump.

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