BMW-Erbin:Zu wenig Zins

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Susanne Klatten stellt den Betrieb der Herbert-Quandt-Stiftung ein. Sie leidet wie alle unter den niedrigen Zinsen. Das heißt nicht, dass die BMW-Erbin nicht weiter wohltätige Projekte fördert - nur eben anders als bisher.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Gutes tun trotz magerer Zinsen? Für viele Stiftungen ist das inzwischen eine Herausforderung. Investieren sie ihr Kapital wie all die Jahrzehnte zuvor möglichst sicher - etwa in Bundesanleihen - erhalten sie dafür keine Zinsen mehr.

Auch die Herbert-Quandt-Stiftung aus Bad Homburg bei Frankfurt hat damit zu kämpfen. In den nächsten Tagen jedenfalls stellt die bekannte Stiftung ihren operativen Betrieb komplett ein, wie BMW-Erbin Susanne Klatten, nach deren Vater die Stiftung benannt ist, schon Anfang 2015 in Aussicht gestellt hatte.

Angesichts ihrer großen Vielfalt wolle Klatten ihren gemeinnützigen Aktivitäten eine "neue Klarheit verleihen", hatte die Stiftung damals etwas sibyllinisch mitgeteilt. In Klattens Umfeld hieß es nun, die anhaltenden Niedrigzinsen seien zwar nicht "hauptausschlaggebend" für die Entscheidung gewesen, hätten aber auch dazu beigetragen. Mit einem geschätzten Vermögen von rund 16 Milliarden Euro gehört Klatten zu den reichsten Deutschen. Zuletzt war sie Vorsitzende des Rates der Herbert-Quandt-Stiftung.

Die geförderten Projekte laufen nun bis Ende 2017 aus. Bereits beendet ist ein Stipendienprogramm für Nachwuchsjournalisten aus Deutschland, Israel und Palästina. Auch die Mitarbeiter der Stiftung wurden aufgefordert, sich nach neuen Aufgaben umzusehen. Aufgelöst wird das Stiftungsvermögen von 40 Millionen Euro jedoch nicht. Vielmehr wird die Stiftung von einer Projektstiftung in eine - kostengünstigere - Förderstiftung umgewandelt. Die Kapitalerträge, die abzüglich der Kosten noch erzielt werden, fließen künftig in eine andere Klatten-Stiftung, die zum Beispiel Kunstprojekte an Schulen fördert. Außerdem will Klatten in den kommenden vier Jahren bis zu hundert Millionen Euro direkt für wohltätige Zwecke ausgeben, wie sie jüngst angekündigt hatte.

Die Entscheidung der Herbert-Quandt-Stiftung dürften auch viele kleinere Stiftungen mit Interesse verfolgen. In den vergangenen Jahren half den mehr als 20 000 Stiftungen in Deutschland, dass sie ihr Vermögen von zusammen rund 100 Milliarden Euro vor allem in lang laufende, höher verzinsliche Anleihen investiert hatten. Inzwischen aber ist das Gros dieser Papiere ausgelaufen und muss zu Niedrigzinsen neu angelegt werden. Besonders betroffen sind die kleineren Stiftungen, für die die Vermögensanlage teuer ist.

Ohne dauerhafte Erträge aber verlieren Stiftungen ihre Existenzgrundlage: Wenn sie kein Geld mehr ausschütten, wird ihnen die Gemeinnützigkeit aberkannt, weil sie keine neuen Projekte mehr finanzieren. Diese direkt aus ihrem Vermögen zu finanzieren und nicht durch Zinserträge ist den Stiftungen in aller Regel verboten: Ihr Wirken soll auf Dauer angelegt sein, so sieht es das Gesetz vor.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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