BMW:Der Konzern bekommt, was alle wollen

Als erster Autohersteller erhält er die Mehrheit an einer chinesischen Firma. Eine kleine Sensation, die nur langsam in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Wie die Besitzverhältnisse wohl aussehen werden?

Von Max Hägler

Diese Geschichte aus der Welt der Automobile ist ein Beispiel dafür, dass auch in Zeiten von Echtzeitkommunikation und weltweiter Vernetzung eine entscheidende Hürde bleiben kann: die Sprache. Am Montagnachmittag gaben Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr chinesischer Konterpart, Ministerpräsident Li Keqiang, erste Ergebnisse ihrer Regierungskonsultationen in Berlin bekannt. Li erwähnte kurz auf chinesisch, dass mit BMW der erste ausländische Autohersteller die Gelegenheit erhalte, die Mehrheit an einem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen zu bekommen. Eine spannende Nachricht - nur bekam sie kaum einer mit.

Ausländische Hersteller, die in China Autos herstellen wollen, sind bisher verpflichtet, sogenannte Joint-Ventures einzugehen - Firmen, an denen chinesische Unternehmen und Kommunen 50 Prozent oder mehr halten müssen, um damit Gewinn abzuschöpfen und Einblick in westliche Technik und Produktionsweisen zu bekommen. Im Fall von BMW heißt dieses Joint-Venture BMW Brilliance Automotive (BBA) mit Hauptsitz in Shenyang im Nordosten Chinas. BMW hält derzeit 50 Prozent, das chinesische Unternehmen Brilliance 40,5 Prozent; der Rest liegt bei der Kommune Shenyang.

Dass für herkömmliche Autos die Zwangsregelung ab 2022 aufgehoben wird, war schon bekannt. Nun aber ist klar, welcher Hersteller als erster zum Zuge kommen wird. Allerdings brauchte die Nachricht eine Weile, bis sie den Weg in den Westen fand: Am Montag berichtete lediglich ein kleines chinesisches Medium darüber, erst Dienstagnachmittag landete die Information dann auf der Webseite des Staatsrats in China: "Eine BMW-Mehrheit mit über 50 Prozent Beteiligung im JV (Joint-Venture, d. Red.) ist ein neues Beispiel und first case in der Automobilindustrie", schreibt der Staatsrat in Peking.

In dem Bericht wird auch das Engagement von BASF erwähnt: Der deutsche Chemiekonzern will sein Ludwigshafener Werk quasi kopieren - und für viele Milliarden Euro in China noch einmal aufbauen. Im Gegenzug für die gewaltige Investition darf BASF das sogar ganz allein durchführen, ohne Zwangspartner. Wie weit das mit der Mehrheit im Fall von BBA geht, ist noch nicht genau klar. Dem Vernehmen nach könnte BMW am Ende 75 Prozent halten; offiziell sagt BMW dazu nichts. Man begrüße "Chinas Bekenntnis zur weiteren Öffnung und zu Reformen einschließlich des Wegfalls der Begrenzung für ausländische Beteiligungen bei Pkw Joint-Ventures vom Jahr 2022 an", teilen die Münchner lediglich mit. Und, dass man BBA "weiter" entwickeln wolle.

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