Wer Krypto-Währungen tauschen will, merkt schnell: Das ist kompliziert. Der Handel läuft meist nur über Börsen, erfordert spezielle Konten und vor allen Dingen viel Geduld. Das Start-up Bitwala will genau das ändern und Bitcoin für alle zugänglich machen. An diesem Mittwoch startet das Unternehmen in Deutschland das erste regulierte Konto auf Blockchain-Basis. Das soll es den Kunden ermöglichen, über ein und dasselbe Konto sowohl ganz normale Bankgeschäfte abzuwickeln, als auch mit der Kryptowährung Bitcoin zu handeln.
Bisher läuft der Handel mit Krypto-Währungen meist so: Wer seine Euro oder Dollar in Bitcoin oder Etherum wechseln will, muss sich ein spezielles Konto bei einer oft ausländischen Börse anlegen, dorthin Geld überweisen, damit dann wiederum auf der Plattform handeln und das Geld am Ende zurück auf sein Bankkonto überweisen. Trotz fehlendem Komfort lassen Börsen sich den Service gut bezahlen und nehmen teils Gebühren von fünf oder sechs Prozent. Bitwala nimmt nur einen Prozent je Transaktion, bis das Geld da ist, dauert es etwa eine Stunde.
Jörg von Minckwitz, einer der drei Gründer sagt: "Geld gegen Bitcoin zu tauschen wird jetzt so einfach und günstig wie noch nie". Von der Handelsgebühr abgesehen ist das Konto kostenlos und kommt mit einer Debitkarte.
Bitwala ist keinesfalls neu auf dem Markt, auch wenn es im ersten Moment so scheint. Das Start-up wurde bereits im Jahr 2015 gegründet und war als Payment-Anbieter aktiv, tauschte dann Kryptogeld gegen normale Währungen, gab eine Visa-Debitkarte aus. Doch als einem Partner Anfang 2018 seine Lizenz entzogen wurde und die eigene Bank Bitwala rausschmiss, musste das Start-up das eigene Geschäft einstampfen und sich komplett neu aufstellen.
"Wir haben hart am Relaunch gearbeitet und uns in der Zeit nicht einmal Gehalt ausgezahlt", sagt Gründer Jörg von Minckwitz. Das neue Konto nun soll das Start-up wieder auf Spur bringen. Ein erster Schritt in die Richtung war eine Finanzierung in Höhe von vier Millionen Euro, unter anderem durch den Risikokapitalgeber Earlybird.
Der Handel mit Bitcoin ist in Deutschland rechtlich noch immer nicht abschließend geklärt. Damit es keine Probleme mit der Aufsicht gibt, hat sich Bitwala die Berliner Solarisbank an Bord geholt. Diese leiht Bitwala ihre Banklizenz und ermöglicht so das Bankgeschäft und den Krypto-Handel. Den Aussagen des Teams zufolge haben die Spezialisten eng mit der Finanzaufsicht Bafin gearbeitet, um auf der sicheren Seite zu sein. Das Sparguthaben der Einleger ist bis 100 000 Euro abgesichert, das in Kryptowährungen allerdings überhaupt nicht.
Hier ist der Anleger also auch nicht geschützt.
Von der Funktionsweise erinnert alles an ein durchschnittlichen Bankkonto. Die Firma kann das monatliche Gehalt darauf überweisen. Auch der Auftritt ähnelt einer hippen Digitalbank: Grüne Zahlen markieren den Geldeingang, rote Werte sind zu sehen, wenn man etwas bezahlt, dazu gibt es auch Symbole wie Messer und Gabel, wenn man im Restaurant bezahlt. Erst wer in die Seitenleiste schaut, sieht den Reiter "Krypto", über den man dann Bitcoin handeln kann.
Eine Alleinstellung hat Bitwala mit der Idee nicht. Es gibt auch andere, die so etwas machen. Mit Savedroid will nämlich noch ein zweites Start-up diese Bitcoin-Geschäfte anbieten. Über die App des Frankfurter Fintechs können Nutzer bisher über Automatismen Geld sparen, zukünftig soll das auch mit Kryptowährungen möglich sein. Das Start-up war mit großen Ambitionen gestartet, hatte zwischenzeitlich fast 40 Millionen Euro über einen ICO, einen sogenannten Krypto-Börsengang, eingesammelt. Dann täuschte Gründer Yassin Hankir den Diebstahl des Geldes vor. Was sich am Ende als ein Witz herausstellte, fanden Anleger und Krypto-Enthusiasten jedoch gar nicht witzig und meiden das Start-up seitdem regelrecht. Seither geht es drunter und drüber in Frankfurt. Als Konkurrenz sieht man Savedroid deshalb nicht, heißt es nun bei Bitwala. Zudem besetze man eine Nische, die über das Sparen hinausgehe.
Die Kurse fallen seit Monaten, viele Anleger haben das Vertrauen verloren
Ob Konkurrenz oder nicht - der Startzeitpunkt für das erste Krypto-Konto von Bitwala hätte ungünstiger kaum sein können. Der Hype um die Krypto-Währungen ebbt seit Monaten gewaltig ab. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat sich bereits mehrfach kritisch über die Währungen geäußert. Und die Krypto-Börsengänge, die im vergangenen Jahr fast jede Woche Wirbel machten, gibt es zurzeit kaum noch. Die Kurse fallen seit Monaten, die Anleger, so scheint es, haben vielerorts das Vertrauen verloren. War ein Bitcoin im vergangenen Jahr noch mehr als 15 000 Euro wert, sind es mittlerweile nur noch knapp 3000 Euro.
Bei Bitwala sehen sie das gelassen. Bereits zum Start am Mittwoch hat die Blockchain-Bank 40 000 Voranmeldungen, die sie nun nach und nach für die Plattform freischalten wird.