Blacklist von Coca-Cola:Trink keine Coke mit Mohammed

Coke

Pappsüßer Marxismus

(Foto: Quelle: www.coke.de)

Eigentlich sollen die Nutzer harmlose Worte wie "Prinzessin" oder "Jan" auf die Etiketten virtueller Cola-Flaschen schreiben. Jede Eingabe gleicht der Konzern mit einer Liste verbotener Wörter ab. Diese Blacklist steht im Internet. Sie erzählt etwas über das Denken des Konzerns. Und über das seiner Kunden.

Von Nakissa Salavati

Coca-Cola stellt sich das so vor: Kunden beschriften online Cola-Flaschen mit Namen wie "Jan" oder "Mandy", Begriffen wie "Held" oder "Prinzessin". Anschließend können sie die virtuelle Flasche mit individualisiertem Etikett über soziale Netzwerke verschicken. "Trink 'ne Coke mit ..." heißt die Werbekampagne. Social-Media-Auftritte wie dieser gelten Unternehmen als Schlüssel zur jugendlichen Zielgruppe. Doch nicht alle Nutzer machen im Sinne des Gute-Laune-Programms des Konzerns mit. Manche Witzbolde schreiben lieber "Mudda" oder "Gift" auf die Flasche.

Das passt Coca-Cola nicht: "Wir wollen Menschen zusammenbringen und ein positives Lebensgefühl vermitteln", heißt es aus dem Konzern. Deswegen gleicht die Webseite die eingegebenen Begriffe mit einer Blacklist ab - einer Liste von Begriffen, die nicht in dieses Konzept passen. Findet sich das Wort darauf, kann die virtuelle Flasche nicht beschriftet werden.

Die Blacklist ist öffentlich einsehbar - hier die Liste der technischen Datenbank (ein bisschen runterscrollen, dann sind die zensierten Wörter aufgereiht).

Die Aufzählung offenbart, was im Filter hängen bleibt: Da wäre Dümmliches wie "Kotze", "Furz" und "Schwabbel" ebenso wie ausgefallene Begriffe für Geschlechtsteile, aber auch Klassiker wie "Puff", "Orgie", "Lustgrotte" oder "Inzest". Zum Thema Körperliches passen dann die Krankheiten: Nasenfurunkel, Gallensteine, Kleinhirnschwund oder Ausgefalleneres wie Dekubitus.

Faszination scheinen zudem der Terrorist Osama bin Laden und Diktatoren wie Lukaschenko, Stalin, Mussolini und Hitler auszuüben. Sie werden ebensowenig akzeptiert wie rassistische ("Knoblauchfresser" ist da noch eine der harmloseren Varianten) oder homophobe Beleidigungen. Auch Religiöses hätten viele gerne auf der Flasche: Der Bibelfreak findet sich neben dem Blasphemiker, Evangelikalen, Salafisten und Sektenführer. Ghettosprech wie "Mudda", "Gangsta" und "Bessa im Knast" sortiert Coca-Cola ebenso aus wie Dialekte, etwa "Affegesicht", und "Obschtler". Weder die Konkurrenten Afri, Fritz-Kola und Clubmate noch Alternativgetränke, etwa Sangria und die wilde Schnapsmischung Junglejuice, kommen aufs Etikett.

Auch ein Name findet sich auf der Liste: Mohammed. "Wir sortieren Begriffe aus, die politische Aussagen enthalten oder religiöse Gefühle verletzen könnten", begründet ein Sprecher von Coca-Cola die Auswahl. Deswegen mag der Konzern allzu Subtiles, mitunter Intelligentes, ebenfalls nicht: "Diabetes", "Zucker" und "Gift" sind genauso gelistet wie der Name des US-Spähprogramms Prism oder "Kapitalismus".

Pubertäre Späße sind eingeschränkt, ein kleiner subversiver Witz ist allerdings erlaubt: Ausgerechnet mit dem Wort "Marxismus" lässt sich das rot-weiße Symbol des Kapitalismus virtuell beschriften - noch. Die Liste lernt.

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