Süddeutsche Zeitung

Blackberry:Ausgetippt

Einst waren sie Statussymbole, die schwarzen Blackberry-Handys mit ihrer Mini-Tastatur. Doch die iPhone-Revolution raffte auch sie hinweg.

Von Helmut Martin-Jung

Manchmal ist etwas vorbei, nur haben es noch nicht alle gemerkt. Da mag das, was vergangen ist, überholt oder dem Neuen unterlegen ist, zu seiner Glanzzeit noch so großartig gewesen sein. Ob Letzteres für Blackberry gilt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die einen liebten die schwarzen Handys mit der Mini-Tastatur. Die anderen - oft Angehörige oder Freunde - schimpften sie Crackberry, auch weil sie ständig die Aufmerksamkeit ihrer Besitzer forderten und so Beziehungen zerstörten. Ein Problem, das seither übrigens nicht besser geworden ist.

Unumstößlich aber ist, dass ältere Blackberrys mit dem vom Hersteller selbst stammenden Betriebssystem von diesem Dienstag an kaum noch mehr sind als Museumsstücke oder Elektroschrott. Das kanadische Unternehmen Blackberry beendet dann - wie schon länger angekündigt - eine Reihe von Diensten. Das führt dazu, dass die Geräte nur noch unzuverlässig funktionieren, wie der Hersteller etwas wolkig formuliert.

In den besten Zeiten gab es 80 Millionen Nutzer

Vor allem die Fähigkeit, E-Mails zu senden und automatisch zu empfangen, hatte Blackberry groß gemacht. Wer ein solches Handy besaß, meist vom Arbeitgeber bezahlt, durfte sich wichtig fühlen. Daher galten die Handys auch als Statussymbol. Prominente wie Kim Kardashian oder auch der amerikanische Präsident Barack Obama nutzen sie, letzterer auch wegen der relativ hohen Sicherheit des Blackberry-Systems. Zur Blütezeit 2012 gab es mehr als 80 Millionen Blackberry-Nutzer weltweit.

Da hatten die Konkurrenten aber schon ihre Kinderkrankheiten weitgehend hinter sich gelassen und setzten zum Angriff an. Allen voran Apple mit dem iPhone - erstmals vorgestellt 2007 - nahm Blackberry zunehmend Marktanteile ab. Anders als die Kanadier und auch der frühere Mobiltelefon-Dominator Nokia aus Finnland angenommen hatten, funktionierten die Telefone mit Berührungsbildschirm doch erstaunlich gut, auch was das Schreiben von Texten angeht.

Und sie boten einen weiteren Vorteil: Eine rasend schnell wachsende Anzahl von Apps verlieh den Geräten mehr und mehr Fähigkeiten - damit konnten Blackberry und Nokia mit ihren 1990er-Jahre-Betriebssystemen nicht mithalten. Viel zu spät schwenkten sie um. Nokia setzte auf Microsofts Smartphone-Betriebssystem, das sich allerdings als milliardenschwerer Flop erwies. Blackberry machte es besser, versuchte es mit Googles Android. Doch auch das half letztendlich nichts mehr. 2016 schließlich gab Blackberry das Handy-Geschäft ganz auf, vergab aber eine Lizenz an den chinesischen Hersteller TCL, der Handys mit der bekannten und von den Fans gewünschten Tastatur und ebenfalls mit Android-Betriebssystem herstellte. Mittlerweile ist auch das Geschichte - die Android-Geräte funktionieren allerdings auch künftig weiter.

Mittlerweile hat die Internet-Sicherheitsfirma Onward Mobility aus Austin, Texas, die Blackberry-Lizenz erworben. Das Start-up wollte eigentlich schon im vergangenen Jahr ein neues Blackberry-Handy auf den Markt bringen, das sich auch auf den neuen Mobilfunkstandard 5G versteht. Die Fangemeinde war in froher Erwartung, doch bis dato heißt es auf der Firmen-Website noch immer: "Coming in 2021."

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