Blackberry-Hersteller bekommt Deutschen als Chef:Thorsten Heins soll Research In Motion retten

Die Handys außer Mode, der Aktienkurs im Keller: Blackberry-Hersteller Research in Motion beugt sich seinen wütenden Aktionären und tauscht die Unternehmensspitze aus. Thorsten Heins war früher bei Siemens und soll nun RIM retten. Im Gegensatz zu seinen umstrittenen Vorgängern wird er sich nicht mehr selbst kontrollieren.

Der Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) will sich mit einem Umbau an der Spitze retten. Der Druck wird künftig auf einem deutschen Manager lasten. Überraschend wird der frühere Siemens-Mann Thorsten Heins Unternehmenschef. Er war bisher als Chief Operating Officer bei RIM fürs Tagesgeschäft zuständig.

Blackberry-Hersteller RIM bekommt deutschen Chef

Thorsten Heins, neuer Chef von Research In Motion.

(Foto: dpa)

Der 54-Jährige, den das Wall Street Journal als "wenig bekannten Insider" beschreibt, hat sein Handwerk in der früheren Kommunikationssparte von Siemens gelernt, bevor er 2007 zu RIM wechselte. Das Unternehmen sitzt im kanadischen Waterloo in der Provinz Ontario.

Heins löst mit sofortiger Wirkung das vielkritisierte Führungsduo Mike Lazaridis und Jim Balsillie ab. Damit endet eine Ära: Lazaridis und Balsillie hatten nicht nur RIM groß gemacht, sie hatten auch maßgeblich Anteil daran, dass das Smartphone als solches populär geworden ist - auf die Pionierleistungen folgte allerdings die Krise bei RIM.

"Es gibt eine Zeit in der Entwicklung eines jeden Unternehmens, wo die Gründer die Notwendigkeit erkennen müssen, den Stab an eine neue Führung weiterzureichen", sagte Lazaridis. Er zieht sich auf den Posten des stellvertretenden Verwaltungsratschefs zurück. Auch Balsillie wird Mitglied des Kontrollgremiums.

Viele Investoren hatten Balsillie und Lazaridis persönlich für die Pechsträhne verantwortlich gemacht. Beide waren gleichzeitig Konzernchefs und als Vorsitzende des Verwaltungsrats ihre eigenen Kontrolleure. Großinvestoren forderten, die Posten zu trennen. Das passiert nun: Den Verwaltungsratsvorsitz übernimmt die Bankmanagerin Barbara Stymiest.

Die Marktanteile schrumpfen vor allem in den USA seit längerem, der Aktienkurs gab im vergangenen Jahr massiv nach.

Blackberrys waren einst Statussymbol aller Manager und Banker. Über RIMs eigenes Netz konnten sie E-Mails schreiben, als andere Hersteller noch gar keine Smartphones im Sortiment hatten. Doch den Vorsprung verspielte das Unternehmen, als Apples iPhone den Markt veränderte und immer mehr Hersteller auf Smartphones mit Touchscreens setzten. Auf denen kann man zwar nicht unbedingt besser tippen als auf der speziellen Blackberry-Tastatur, aber die Designerware war das neue Statussymbol. Das sahen irgendwann selbst Manager und Banker ein.

Zudem sind Blackberrys bei Multimedia-Anwendungen wie Musik und Filmen immer noch iPhones und Android-Smartphones unterlegen. Das erste Tablet Playbook wurde zum Ladenhüter und riss ein Loch von mehreren hundert Millionen Dollar in die Bilanz. Die Einführung des neuen Betriebssystems Blackberry 10, das die Geräte attraktiver machen soll, verzögert sich immer weiter.

Die Verkaufszahlen brachen ein. RIM verramschte seine Blackberrys in vielen Ländern. Zuletzt litt das Image auch unter einer Panne in einem britischen Schaltzentrum. Im Herbst war das Blackberry-Netz für Tage zusammengebrochen, Nutzer konnten keine E-Mails mehr verschicken. Um Research In Motion zu retten, muss der neue Chef Heins die Marke wieder vertrauenswürdig machen.

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