Bitcoin-ETF:Unter Aufsicht

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Bisher ist es meist sehr aufwendig, in Cyber-Währungen wie Bitcoin zu investieren. Kein Wunder also, dass die Finanzindustrie versucht, entsprechende Produkte zu entwickeln. Anleger warten nun auf die Zulassung des ersten Bitcoin-ETF.

Von Norbert Hofmann

Die starken Kursbewegungen des digitalen Geldes Bitcoin muten geradezu abenteuerlich an. Allein in 2017 ist der Kurs zeitweise um 1900 Prozent auf über 18 500 US-Dollar gestiegen. Investoren der ersten Stunde hätten sogar bei den zuletzt in der Spanne zwischen 6000 und 8000 US-Dollar eingependelten Kursen noch immer satte Gewinne übrig. Wer dagegen zu den Spitzenniveaus eingestiegen ist, musste herbe Verluste hinnehmen. Doch wie investiert man in das Internetgeld?

An den Terminbörsen etwa in Chicago können Anleger über sogenannte Futures auf die zukünftige Entwicklung der Cyber-Währung wetten. Die Schweizer Bank Vontobel hat ein endlos laufendes Anlagezertifikat aufgelegt, das den Kurs der Digitalwährung gegenüber dem Dollar abbildet. Börsengehandelte Indexfonds (ETF) aber gibt es bislang noch nicht. Ein gewichtiger Grund dafür ist, dass sie umfangreichen aufsichtsrechtlichen Pflichten unterliegen. "Die Regulatoren haben vor allem Bedenken, dass der Basiswert Bitcoin noch nicht genug entwickelt ist und manipuliert werden kann", sagt Marc Oliver Rieger, Professor an der Universität Trier.

Ein ETF wäre eine unkomplizierte und kosteneffiziente Lösung

Die US-Börsenaufsicht Security Exchange Commission (SEC) vermisst im Bitcoin-Handel ähnlich klare Regeln wie an einer Wertpapierbörse. Die US-Investmentgesellschaft VanEck glaubt jetzt, eine Lösung zur Minimierung der Risiken gefunden zu haben. Der VanEck SolidX Bitcoin Trust ETF, für den sie die Zulassung bei der SEC beantragt hat, stützt sich auf die Preisfindung an OTC-Handelsplattformen. Das Kürzel OTC steht für "Over The Counter" und bezeichnet außerbörsliche Transaktionen. "Wir haben eine Vereinbarung mit den OTC-Händlern, dass wir die für ihre institutionellen Kunden verwendeten Preise nutzen können", sagt Jan van Eck, Vorstandschef der Investmentgesellschaft. Diese Preise richteten sich auch nach der Ordergröße und seien ein wichtiger Teil der Marktstruktur. Dieses ETF-Konzept beinhaltet zudem eine Versicherung für die Aufbewahrung der digitalen Anlagen. "Wir denken, das ist derzeit der beste Schutz für Investoren", sagt van Eck.

Wichtig für eine Genehmigung durch die Regulierungsbehörden wird zudem sein, woher die Daten für den Index eines Bitcoin-ETF herkommen. Die Website Coinmarketcap.com etwa führt weltweit mehr als 200 Handelsplattformen für Kryptowährungen auf. An diesen digitalen Marktplätzen wird rund um die Uhr und - anders als an den großen Aktienbörsen - ohne Feststellung eines Schlusskurses gehandelt. Wie findet sich da der geeignete Preis? Der Indexspezialist MVIS, ein Unternehmen von VanEck, hat in Kooperation mit dem Datenanbieter CryptoCompare auch dafür eine Lösung entwickelt. Sie berücksichtigt bei der Indexzusammenstellung die Preis- und Handelsdaten von circa 85 bedeutenden Kryptobörsen weltweit. Diese werden je nach Handelsvolumen der einzelnen Börsen gewichtet. "Ebenso geht ein Faktor in die Berechnung ein, der die Zeitzonen und die Handelsfrequenz in bestimmten Zeiträumen berücksichtigt", erläutert Thomas Kettner, Indexexperte bei MVIS.

Darüber hinaus sind bei virtuellen Währungen besondere Herausforderungen zu beachten, etwa wenn Abspaltungen von der originären Bitcoin mit weiteren Kryptowährungen entstehen. "Nach einer Abspaltung halten Anleger statt einer Coin nun zwei Coins mit unterschiedlicher Bewertung in ihrem digitalen Aufbewahrungsort. Daher ist es naheliegend, dass der dadurch entstandene Wert auch in die Indexermittlung eingehen muss", sagt Kettner. Die Lösung: Die durch die Abspaltung entstandene Währung - also zum Beispiel Bitcoin Cash - wird für einen Tag in den Index aufgenommen. Anschließend wird sie entfernt und ihr Gegenwert in Bitcoins in den Index reinvestiert.

MVIS hat auch Indizes aus mehreren Kryptowährungen entwickelt, in denen neben Bitcoin etwa auch Ethereum, XRP und Litecoin mit unterschiedlichen Gewichtungen enthalten sind. Institutionelle Investoren signalisieren bereits Interesse. Wissenschaftler Rieger ist sicher, dass ein ETF auf Bitcoin auch bei privaten Anlegern auf große Nachfrage treffen würde. Zum einen, weil es für an diesem Basiswert interessierte Investoren eine unkomplizierte und kosteneffiziente Lösung wäre. "Zum anderen müssen ETF-Anleger anders als bei einem Zertifikat nicht das Risiko einer Insolvenz des Emittenten tragen", so Rieger.

Für Anleger könnten Bitcoin & Co. bald vielleicht nicht nur als Spekulationsobjekt von Interesse sein, meint Investmentprofi van Eck. "Mit der Zeit dürften die Verschuldungsthemen auf der Welt hochkochen und da können Krypto-Währungen als ein Absicherungsinstrument am Markt nachgefragt werden."

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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