Bitcoin:Es geht um den Ruf

Kryptowährungen wie Bitcoin und Ripple hofften, über traditionelle Banken der Schmuddelecke zu entfliehen. Doch nun steigt Goldman Sachs aus.

Von Sven Lüüs

Die Botschaft, dass Goldman Sachs angeblich aussteigen will, reichte aus, um den Kurs der Kryptowährung Bitcoin innerhalb von zwei Tagen um knapp 13 Prozent einbrechen zu lassen. Die Bitcoin-Alternativen Cardano, Ethereum und Ripple und die venezuelanische Krypto-Staatswährung Petro sanken in ähnlichem Ausmaß. Die Kurse brachen so stark ein, da es bei dem Schritt von Goldman Sachs nicht nur um den Ausstieg einer einzelnen Bank, sondern auch um den Ruf der Kryptowährungen auf dem Finanzmarkt ginge.

Der Markt der Kryptowährungen ist noch immer klein und unreguliert: Das ist riskant

Kryptowährungen würden besser akzeptiert, wenn sie sich in traditionellen Banken etablierten. Doch stimmen die Medienberichte, dass Goldman Sachs aussteigen will, könnten sie ihren schlechten Ruf nicht so schnell wie erhofft ablegen. Weil Bitcoin und Co. völlige Anonymität erlauben, ziehen die Währungen Kriminelle an. Kritiker bringen sie daher mit Geldwäsche, Drogenhandel oder Zahlungen an Erpresser in Verbindung.

Doch der üble Ruf war nicht der Grund der Absage von Goldman Sachs, sondern die Größenverhältnisse: der Krypto-Markt sei zu klein und Goldman Sachs zu groß, vermutet Finanzexperte Andreas Lipkow von Comdirect als Hauptgrund für den Rückzug. Goldman Sachs selbst äußerte sich bisher dazu nicht. Die Investmentbank habe ein tägliches Handelsvolumen von mehreren Millionen Euro. Würde sie ihr Geld auf einen Schlag aus dem Kryptomarkt nehmen, würde das den Preis der betroffenen Währungen zu stark senken. Die US-Bank könnte den Markt also nur mit hohen Verlusten wieder verlassen. Dadurch sei eine Investition in Kryptowährungen zu riskant für große Banken wie Goldman Sachs.

Mati Greenspan, Analyst bei eToro, fügt hinzu, dass Goldman Sachs das Risiko an den fragilen Krypto-Märkten zu groß sei. Greenspan erklärt den Sinneswandel der US-Bank aber mit der Stärke des US-Dollars: Der starke US-Dollar eröffne den Banken sicherere Anlagemöglichkeiten als die fragilen Krypto-Märkte.

Anders sieht das Timo Emden, Analyst von Emden Research: Er schreibt von einer verpassten Regulierung der Kryptowährungen. Die Behörden hätten keine ausreichende Regulierung der Kryptowährungen vorgegeben. Die aber sei eine zentrale Voraussetzung, um den Handel transparenter und sicherer zu gestalten. Ohne klare Regeln kämen die Kryptowährungen zudem nicht aus der Schmuddelecke heraus. Erschwerend komme hinzu, dass eine Regulierung bei Kryptowährungen eigentlich nur dann sinnvoll sei, wenn sie weltweit angewendet wird, sagt Emden. Doch dass sich Regierungen international an einen Tisch setzen, ist auch bei anderen Themen ein schwieriges Unterfangen.

Im Moment werden Kryptowährungen zwar global gehandelt, aber regional unterschiedlich reguliert. In Deutschland sei es beispielsweise sehr schwer, eine Handelsplattform zu etablieren, sagt Experte Lipkow. China und Südkorea fingen Anfang dieses Jahres damit an, den Handel mit Kryptowährungen einzuschränken. China begründete den Schritt mit dem hohen Stromverbrauch, der durch die notwendige Datenverarbeitung bei Kryptowährungen entsteht. Änderungen in der Regulierung haben große Auswirkungen auf den Kursverlauf: Nach der Ankündigung Chinas schmierte der Bitcoin-Kurs ab.

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