Süddeutsche Zeitung

Kryptowährungen:Wie die Blockchain funktioniert

Bitcoin kennt mittlerweile jeder. Aber was ist die Technologie dahinter?

Von Benjamin Emonts

Die Person namens Satoshi Nakamoto, deren wahre Identität bis heute ungeklärt ist, wollte den Handel im Internet revolutionieren. Deshalb erschuf sie 2007 den Bitcoin. Mit der digitalen Währung sollte das Bezahlen im Netz auch ohne Banken und Zwischenhändler funktionieren. Geld zu versenden sollte so schnell und einfach werden wie einem Freund eine Nachricht zu schicken. Was Nakamoto schuf, war ein System der Zahlungsabwicklung und ihrer Nachweise, in dem die Macht nicht bei mehreren Banken und einer Zentralbank liegt, sondern auf alle Währungshalter gleichmäßig verteilt ist. Sie alle sollen einander gegenseitig kontrollieren. Sicherstellen soll das die Technologie namens "Blockchain".

Vierzehn Jahre später gibt es circa 10 000 verschiedene Kryptowährungen, die fast alle auf dieser Technologie basieren. Das ist für die einen tatsächlich eine Revolution, für die anderen spekulativer Irrsinn. Ein Mensch mit fundierten IT-Kenntnissen kann eine virtuelle Währung programmieren. Die Anleger, die die virtuellen Anlagegüter kaufen, haben dagegen oft keinen Schimmer, wie die Technik hinter ihrem digitalen Geld funktioniert. Der Einfachheit halber erklärt man die Blockchain deshalb am Beispiel eines Kassenbuchs oder einer Schiffskette.

Jedes der Kettenglieder ist ein Datensegment, dem Informationen über Transaktionen eingeschrieben sind. Am oberen Ende der Kette stehen die Überweisungen von heute, je weiter man sich in der Kette nach unten bewegt, desto älter sind die vermerkten Überweisungen. Entscheidend ist, dass sämtliche Transaktionen auf der Kette jederzeit einsehbar sind, die jemals in der Geschichte der Kryptowährung getätigt wurden. Das verleiht der Blockchain ihre besondere Sicherheit: Sie ist wie ein offenes, transparentes Zahlungsregister, das für jeden immer einsehbar ist. Eine transparente Superbank ohne Zentrum, so die Idee. Versucht jemand, eine Transaktion zu manipulieren, wird der Vorfall schnell für alle im Netzwerk ersichtlich. Das soll Betrügen sinnlos machen.

Selbst Kunstwerke lassen sich speichern

Wie also entstehen Bitcoin? Auch sie kann man sich vorstellen wie die Schiffskette - allerdings in Form einer Computerdatei. Tätigt jemand eine Überweisung an einen Freund, taucht die Transaktion nicht nur auf dem Bildschirm der zwei Beteiligten auf, sondern bei allen, die Bitcoin besitzen. Dabei kommt die Geldschöpfung von Bitcoin ins Spiel: das "Mining" - Schürfen. Das Prinzip: Es werden diejenigen belohnt, welche die Kette aus Transaktionen besonders fleißig überprüfen und somit fortschreiben. In einer Art Lotterie verlost ein Algorithmus etwa alle zehn Minuten 6,25 Bitcoin an einen der Miner, die Transaktionen überprüfen. Insgesamt ist die Zahl der Bitcoin auf 21 Millionen begrenzt. Je mehr Rechenleistung ein Miner oder eine Gruppe von Minern investiert, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er Bitcoin als Belohnung bekommt. Da dessen Wert ständig geklettert ist, hat dieses System zu einem Wettrüsten geführt. Auf der ganzen Welt sind Bitcoin-Farmen aus großen Mengen spezieller Hardware entstanden, die Unmengen an Strom verbrauchen.

Die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie gehen über Zahlungsvorgänge und Geldspeicherungen hinaus. Man kann auf den Kettengliedern jegliche digitalen Informationen - und damit auch Kunstwerke, Wertpapiere oder Verträge - speichern.

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