Auktion:Staatliche Bitcoin-Versteigerung lockt hohe Gebote

Physical imitation of Bitcoins

Bitcoin gibt es nur symbolisch als physische Münze. Wer bei der NRW-Auktion einen Bitcoin ersteigert, erhält ein Papierzertifikat.

(Foto: Ozan Kose/AFP)

Sie stammen aus kriminellen Geschäften: Als erstes Bundesland hat Nordrhein-Westfalen am Montag mehrere Bitcoin versteigert - und zeigt sich überwältigt von der Nachfrage.

Von Benjamin Emonts und Benedikt Müller-Arnold

Der Weg zum Bitcoin führt über die weinroten Teppichflure der Staatsanwaltschaft Köln. Kurz vor Mittag drückt der nordrhein-westfälische Justizminister Peter Biesenbach auf einen grünen Startknopf, ein Countdown beginnt zu ticken. Schon wenige Minuten nach zwölf haben fast 5000 Menschen die Auktion im Internet angeklickt: Aus gut 42 000 Euro für einen Bitcoin, die verbreitetste Digitalwährung der Welt, sind mehr als 56 000 Euro geworden. Das Höchstgebot liegt kurioserweise 2000 Euro über dem tagesaktuellen Kurs.

NRW versteigert seit diesem Montag als erstes Bundesland Bitcoin, welche die Behörden nach Ermittlungen - etwa im Online-Drogenhandel - eingezogen haben. Das Land nutzt dafür die bestehende Plattform Justiz-Auktion.de, auf der sonst auch gern mal beschlagnahmte Sportwagen unter den Hammer kommen. Eine transparente Versteigerung sei nun mal der vorrangige Weg, um eingezogene Ware zu verwerten, sagt Staatsanwalt Andreas Brück.

Die Auktion läuft auf den ersten Blick so nüchtern ab, wie man es von Online-Auktionen gewohnt ist. Der erste versteigerte Bitcoin poppt zwischen einem Bürostuhl und einem Schrank aus der Gründerzeit auf, beide ohne Gebote. Ganz anders der Bitcoin. Nach zehn Minuten liegen bereits 20 Gebote vor, teils deutlich über dem Tageskurs. "Wir sind überwältigt", heißt es aus dem Justizministerium.

Für die Behörde kommt der Zeitpunkt der Auktion genau richtig, da die Kryptowährung vor wenigen Tagen ihr Allzeithoch erreicht hat. Nach starken Schwankungen ist sie in den vergangenen fünf Jahren von weniger als 1000 auf zuletzt mehr als 54 000 Euro gestiegen. Doch populär sind Bitcoin nicht nur bei Spekulanten. "Bitcoin funktionieren ohne Identifizierungszwang und können anonym genutzt werden", sagt Biesenbach. Das sei der Wunschtraum jedes Cyber-Kriminellen.

Sein Bundesland hat nun mehrere Auktionen begonnen, von 0,1 bis zu stolzen zehn Bitcoin, die zwei Tage lang laufen sollen. NRW hofft, auf diesem Weg gut zehn Millionen Euro in die Landeskasse zu führen. Wenn die ersten Auktionen enden, dürfen die Meistbietenden ihre Bitcoin übrigens in Papierform bei der Justiz abholen - samt öffentlichem und privatem Schlüssel, der sie zum digitalen Geldbeutel führt. Aber Staatsanwalt Brück geht ja mit der Zeit: Auf Wunsch, sagt der Beamte, könne man das Guthaben auch digital übertragen.

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