Biotech:Übernahmepoker um Actelion

Die Biotech-Firma verhandelt mit einem neuen Interessenten, weil der US-Konzern Johnson & Johnson seine Übernahmepläne aufgegeben hat. Nun reden die Schweizer mit einem französischen Pharmakonzern.

Der US-Konzern Johnson & Johnson (J&J) gibt seine Pläne auf, das Biotech-Unternehmen Actelion zu übernehmen. Stattdessen verhandeln die Schweizer jetzt mit dem französischen Pharmariesen Sanofi. Actelion selbst erklärte am Mittwoch lediglich, Gespräche über "eine mögliche strategische Transaktion" zu führen. Einen Namen, mit wem Actelion verhandelt, nannte das Unternehmen nicht. An der Börse belastete das Verhandlungsende mit J&J die Actelion-Aktien: Sie rutschten in der Spitze um mehr als zehn Prozent ab.

Die Schweizer hatten Unternehmenskennern zufolge mit den US-Amerikanern über eine Übernahme im Volumen von rund 27 Milliarden Dollar verhandelt. Das französische Unternehmen Sanofi dagegen könnte bis zu 30 Milliarden Dollar für das Biotech-Unternehmen auf den Tisch legen, berichteten das Wall Street Journal und die Financial Times. Ein Sanofi-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern.

Jedoch scheint bei der Übernahme Geld nicht alleine entscheidend zu sein. Wichtig ist auch die Haltung von Actelion-Chef Jean-Paul Clozel. Der 61-jährige Kardiologe, einer der Firmengründer und größten Aktionäre, war in der Vergangenheit ein Verfechter eines eigenständigen Kurses. Insidern zufolge will Clozel das Unternehmen in irgendeiner Form selbst weiterführen. "Er könnte zum Beispiel die Medikamentensparte verkaufen und die Forschung weiterführen", sagte ein Insider. Das sei auch in den Verhandlungen mit den US-Amerikanern von J&J deutlich geworden. "Es ging nicht um den Preis, er will einfach nicht die Kontrolle abgeben".

Clozels Verweigerungshaltung gefällt nicht jedem. Bereits eine Offerte von 27 Milliarden Dollar würde einem Aufschlag von rund 60 Prozent auf den Firmenwert entsprechen. "Es kann nicht sein, dass die Actelion ein solches Angebot ablehnt", sagt ein Börsianer. "Einige Aktionäre dürften inzwischen etwas stinkig sein", merkt ein anderer Händler an.

Actelion, gegründet 1997, mit Sitz in Allschwil nahe Basel, gilt seit längerem als Übernahmekandidat. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Medikamente, mit denen Ärzte lebensbedrohlichen Bluthochdruck im Lungenkreislauf behandeln können. Im Vorjahr erwirtschaftete die Biotech-Firma einen Umsatz von zwei Milliarden und einen Gewinn von 552 Millionen Franken. Bislang konnte Actelion alle Übernahmeversuche abwehren.

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