Biofilter:Geheimsache im Stall

Eine Hauswirtschaftsmeisterin suchte nach Geruchs- und Staubfiltern und wurde fündig. Doch die Entdeckung brachte ihr Ärger ein.

Von Tanja Busse

"Was wollen Sie hier überhaupt? Sie haben doch nur einen Bauern geheiratet!" So etwas hat Magdalena Hartmann oft zu hören bekommen, wenn sie sich als Neu-Landwirtin auf Treffen der Fleischerzeuger geäußert hat. Neue Ideen und kritische Fragen waren da nicht erwünscht, schon gar nicht von einer Frau, die nicht mal auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Doch Widerstand hat sie noch nie aufgehalten. Die Hauswirtschaftsmeisterin übernahm den kleinen Bauernhof ihres Mannes, und sie bauten ihn zu einem modernen Agrarbetrieb aus. Von zehn auf 320 Sauen in sechs Jahren. "Da waren wir die Größten im Dorf", sagt sie, "und es roch gewaltig."

Um den Frieden in ihrem Dorf bei Paderborn nicht zu gefährden, suchte Hartmann nach Geruchs- und Staubfiltern - mehr ein Jahrzehnt, bevor diese für große Mastanlagen verbindlich wurden. Doch die komplizierten technischen Anlagen überzeugten sie nicht: "Die Filter verstopfen und die Landwirte reißen stattdessen die Türen auf, das habe ich oft gesehen, und es hat mich geärgert: Den Landwirten werden die Dinger verkauft, und nichts funktioniert."

Hartmann entdeckte Geruchsfilter mit biologischen Komponenten und begann zu tüfteln. Sie variierte Hackschnitzel von verschiedenen Hölzern und mischte Enzyme, Bakterien und Kofermente "nach dem Vorbild der menschlichen Verdauung" und testete ihre Filter so lange, bis die Mischung stimmte: Der Gestank war weg, die Nachbarn zufrieden. Das genaue Rezept hält sie bis heute geheim.

"Eine geniale Idee", sagt der Sachverständige Knut Haverkamp, "robust und einfach". Also genau das, was die Schweinemäster brauchen. Doch was der Hartmann-Filter tatsächlich leistet, darüber wird heftig gestritten. Hartmann misstraute dem landwirtschaftlichen Establishment und ließ ihren Filter vom TÜV prüfen, sehr zum Missfallen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG, die ein aufwendiges Prüfverfahren für landwirtschaftliche Filter erarbeitet hat. "Biofilter binden keinen Ammoniak, nur Geruch und Staub", so ist die gängige Meinung in der Branche. Doch das Land Nordrhein-Westfalen, Vorreiter bei der Filterpflicht für stinkende Schweineställe, entschied sich, Biofilter selbst zu testen; zur Zeit laufen die Messungen. "Erste Ergebnisse legen nahe, dass Biofilter Staub und Ammoniak durchaus zurückhalten können", sagt Peter Knitsch, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium von NRW. "Wir haben große Hoffnung in diese Filter, denn sie könnten die Kosten für die Landwirte deutlich senken." Das würde es dem Ministerium erleichtern, auch kleinere Ställe und andere Tierarten, etwa Geflügel, zur Abluftreinigung zu verpflichten. Mit solchen Gesetzen könnte Hartmann das Geschäft ihres Lebens machen. Doch die meisten Genehmigungsbehörden in den Landkreisen fordern DLG-zertifizierte Filter - obwohl sich gezeigt hat, dass viele in der Praxis oft nicht funktionieren.

Hartmann fühlt sich ausgebremst. "Die DLG hat ein faktisches Zertifizierungsmonopol, das ist keine gute Entwicklung, die wollen wir durchbrechen", sagt Staatssekretär Knitsch.

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