Bio-Supermarktkette:Selbstreinigung bei Basic

Die neuen Aktionäre der Bio-Kette Basic raufen sich zusammen. Überwunden ist der geplatzte Einstieg des Discounters Lidl jedoch noch lange nicht - und Investoren sind nicht in Sicht.

Bernd Kastner

Bei Basic, der Biokette, stärken sie gerade ihre Kosmetik-Linie. Neuerdings verkaufen sie in ihren Supermärkten eine Eigenmarke im "Daily Care"-Bereich - milde Waschsubstanzen, und alles natürlich bio. Das geschieht in einer Zeit, in der sich Deutschlands zweitgrößte Öko-Kette in einem Prozess der Selbstreinigung befindet.

Bio-Supermarktkette: Bio für fast alle: Nach dem Einstieg des Lidl-Konzerns wendeten sich die Kunden von der Supermarktkette Basic ab - Lidl musste sich zurückziehen.

Bio für fast alle: Nach dem Einstieg des Lidl-Konzerns wendeten sich die Kunden von der Supermarktkette Basic ab - Lidl musste sich zurückziehen.

(Foto: Foto: dpa)

Seit Monaten versucht man, nach dem gescheiterten Einstieg der Schwarz-Gruppe wieder auf die Beine zu kommen. Schwarz, zu dem auch der Discounter Lidl gehört, hatte 23 Prozent der Aktien übernommen, was Mitte 2007 zu Kundenprotesten bei Basic führte, inklusive enormer Umsatzeinbußen. "Unsere Kunden und viele unserer Lieferanten haben uns den Weg aufgezeigt", zeigte sich Basic reumütig. "Dafür sind wir dankbar."

Allein, seinen Bio-Rhythmus hat Basic noch nicht wiedergefunden. Das liegt zum einen an den aktuellen Korruptionsvorwürfen gegen den im November 2007 geschassten Basic-Gründer und Finanzvorstand Johann Priemeier. Der hatte den Deal mit Schwarz eingefädelt, und ihm wirft die Basic-Führung nun in einer Strafanzeige vor, er habe sich dabei von den Neckarsulmern schmieren lassen. Priemeier und Schwarz weisen die Vorwürfe vehement zurück.

Gerüchte um Rückkehr von Basic-Gründer Priemeier

Als ob dies nicht schon reichte, hat es die AG nun mit einem neuen Hauptaktionär zu tun: Der Schweizer Investor ASI Nature Holding, bereits seit mehreren Jahren beteiligt, hat das Schwarz-Paket übernommen und ist nun mit rund 40 Prozent größter Eigner.

Wohin steuern die Schweizer das Münchner Unternehmen mit seinen rund 800 Mitarbeitern, 26 Filialen und 91 Millionen Umsatz? Wen wundert, dass in der vergifteten Atmosphäre sofort ein Gerücht in Umlauf kam: ASI könnte sich mit Firmengründer Priemeier, der noch immer rund 22 Prozent besitzt, zusammentun und mit dieser Mehrheit dem Vater des Schwarz-Deals zum Comeback verhelfen.

Selbstreinigung bei Basic

Als reine Spekulation tut das Stuart Robinson, Vize-Präsident des ASI-Verwaltungsrats, ab. "Wir glauben an Basic und die Biobranche", das sei der Grund für das Engagement gewesen. Und nun wolle man die Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat abwarten, ehe man Entscheidungen treffe. Außerdem wolle man mit allen Aktionären "konstruktiv" zusammenarbeiten. Der Rest ist Schweigen.

"Ich halte mich zurück"

Wie auch bei Basic, zu prekär ist offenbar die Lage. Bloß kein falsches Wort. Bekannt aber ist, dass die AG-Spitze seit Monaten nach Neu-Investoren gesucht hatte und bemüht war, die Schwarz-Prozente auf mehrere Eigner zu verteilen, um eine breitere Basis zu bekommen. Nun kam es anders. Allein zur generellen Linie des Unternehmens äußert sich Vorstand Josef Spanrunft. Fünf bis zehn neue Märkte pro Jahr (zu Schwarz-Zeiten war von bis zu 50 die Rede) wolle man eröffnen - und: "Back to the roots". Auf die traditionellen Werte der Biobranche wolle man sich besinnen, also Regionalisierung und fairer Umgang mit Lieferanten. Dies kann man auch als Eingeständnis lesen, dass dies in der Vergangenheit zu kurz gekommen ist.

Der Mann, der in München als größtes Risiko für die Basic-Zukunft gilt, hat sich ins niederbayerische Simbach zurückgezogen, wo er eine Biomühle betreibt. Johann Priemeier ist zum Intimfeind seines Gründer-Kollegen Georg Schweisfurth geworden, der wiederum zum starken Mann in der AG aufgestiegen ist.

Priemeier begrüßt die starke Position von ASI, "meine Unterstützung haben sie". Konkrete Gespräche habe es aber noch nicht gegeben. "Ich halte mich zurück." Und in der Korruptions-Anzeige gegen ihn sieht er einen "persönlichen Rachefeldzug". Er klingt nicht so, als wolle er mit einem mea culpa das Feld räumen. Das lässt eher auf viel Wäsche im Bio-Keller schließen, die noch gewaschen werden will. Und ob dafür die neue Limette-Bambus-Seife im Basic-Regal ausreicht, ist fraglich. Aber zumindest für häufiges Händewaschen soll sie gut sein.

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