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"Binäre Optionen":Finanzaufsicht verbietet betrügerische Wetten

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Anbieter von sogenannten "binären Optionen" werben im Internet mit hohen Gewinnchancen. Besonders Kleinanleger fielen darauf herein. Jetzt soll in Deutschland Schluss sein mit der Masche.

Von Harald Freiberger, München

Es hört sich an wie ein seriöses Finanzmarktprodukt, doch dahinter steckt nichts anderes als perfider Betrug: Mit sogenannten binären Optionen haben Anleger auch in Deutschland in den vergangenen Jahren viel Geld verloren. Nun setzt die deutsche Finanzaufsichtsbehörde Bafin der Masche ein Ende. Sie plant, Vermarktung, Vertrieb und Verkauf solcher Produkte an Privatleute in Deutschland zu verbieten.

Wie beim Hütchenspiel gewinnt der Teilnehmer erst einmal - um am Ende alles zu verlieren

Der Betrug funktioniert so: Im Internet werben dubiose Anbieter, die häufig in Israel, auf Zypern oder Malta sitzen, dass sich mit binären Optionen viel Geld verdienen lässt. Dabei erwecken sie den Eindruck von Seriosität, als würde es sich um etwas Ähnliches wie Optionsscheine handeln, die an der Börse gehandelt werden. In Wahrheit ist es eine reine Luftnummer, die ausschließlich erfunden wurde, um Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Wer sich auf das Angebot hin im Internet meldet, bekommt sofort einen Anruf, und los geht's mit der scheinbar seriösen Finanzmarktwette. Der Mann oder die Frau am Telefon erzählt, man könne darauf setzen, dass zum Beispiel der Euro oder eine Aktie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt fällt oder steigt. Liegt man richtig, verdoppelt sich der Einsatz, liegt man falsch, ist er verloren. Hopp oder top, daher der Name "binäre Optionen". Die Stimme am Telefon, die gern mit ihrer "profunden Marktkenntnis" wirbt, empfiehlt zum Beispiel, auf einen fallenden Kurs zu setzen. Man könne ja mal mit einem niedrigen Betrag von 250 Euro anfangen.

Kurz darauf kommt der nächste Anruf: "Gratulation, die Option ist aufgegangen, auf Ihrem eingerichteten Konto befinden sich schon 500 Euro." Nun wird den Kunden die nächste Wette mit höherem Einsatz empfohlen; die geht wieder auf. Wie beim Hütchenspiel gewinnt der Kunde zuerst - bis er am Ende alles verliert. Denn wenn er das Geld nach gewonnenen Wetten abheben möchte, hört er nur Ausreden, schließlich ist die Adresse nicht mehr erreichbar. Alles war nur erfunden, die Wetten haben gar nicht stattgefunden, auf dem Konto war lediglich imaginäres Geld - und der Einsatz des Kunden, der nun weg ist. Der Schaden erreicht manchmal fünfstellige Summen, hat das Bundeskriminalamt ermittelt, das zuletzt eine starke Zunahme der Betrugsmasche registrierte.

Die europäische Finanzaufsicht ESMA hat im Sommer binäre Optionen mit einer sogenannten "Produktinterventionsmaßnahme" untersagt. Diese wird allerdings stets nur für die Dauer von drei Monaten verhängt. Wird sie nicht verlängert, läuft das Verbot Anfang April aus. Um sicherzustellen, dass dies in Deutschland nicht passiert, will die Bafin die Masche nun auf nationaler Ebene verbieten. Binäre Optionen seien komplex und wenig transparent, die Praxis habe gezeigt, "dass die Produkte für Kleinanleger extrem verlustreich und sehr riskant sind". Rechtskräftig ist das Verbot noch nicht, da Betroffene noch angehört werden müssen. Die Frist dafür endet am 20. Dezember.

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Quelle:
SZ vom 30.11.2018
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