Der Junge war ganz schön frech, damals in den Siebzigern. Er bot IBM, damals das Computer-Unternehmen schlechthin, einfach eine Software für deren Personal Computer (PC) an, die seine Firma gar nicht selbst geschrieben, sondern bloß ein wenig frisiert hatte. Aber die Frechheit siegte, der PC wurde ein Mega-Erfolg, und Bill Gates kassierte fleißig mit. Mit durchaus harten Geschäftspraktiken baute der Studienabbrecher Microsoft zu einem Weltunternehmen auf. Das Betriebssystem Windows läuft noch heute auf den meisten PCs und Laptops. Es machte Gates schwerreich.
Im Jahr 2000 trat Gates als Microsoft-Chef zurück und übergab an Steve Ballmer. Und er gründete zusammen mit seiner damaligen Frau Melinda French Gates die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung. Deren Ziel: Gesundheit, globale Entwicklung und Bildung zu fördern. Die größte private Stiftung weltweit hat seit ihrer Gründung etwa 100 Milliarden Dollar ausgegeben und dabei nach eigenen Aussagen 82 Millionen Menschen das Leben gerettet.
Eigentlich war vorgesehen, dass die Stiftung nach Gates’ Tod noch 20 Jahre lang weiter bestehen solle. Doch nun hat Gates, 69, sich anders entschieden. Der fünftreichste Mensch des Planeten will nach wie vor 99 Prozent seines Vermögens von geschätzt 168 Milliarden spenden, und zwar noch schneller als geplant. Nun steht ein Datum fest, unabhängig von Gates’ Tod. Im Jahr 2045 soll die Stiftung schließen, bis dahin sollen etwa 200 Milliarden Dollar bereitgestellt werden, abhängig von den Märkten und der Inflation, wie Gates mitteilte.
Die Stiftung hatte sich ohnehin stark verändert, seit er und seine Frau sich 2021 hatten scheiden lassen. Melinda French setzte ihr Vermögen – etwa 12,5 Milliarden Dollar – nun in ihrer eigenen Wohltätigkeitsorganisation ein. Diese kümmert sich vor allem darum, Frauen zu unterstützen, beispielsweise um mehr Frauen in die Tech-Branche oder in gewählte Ämter zu bringen und um zu erreichen, dass Frauen bezahlten Erziehungsurlaub bekommen.

Zu den Förderern der Stiftung gehört auch der Milliardär Warren Buffett, der insgesamt bereits 43 Milliarden Dollar dafür bereitgestellt hat. Buffett, 94, hat allerdings entschieden, dass nach seinem Tod kein Geld mehr an die Gates-Stiftung fließen soll. Sein verbliebenes Vermögen werde dann an seine Kinder gehen, die es für ihre eigenen Wohltätigkeitsaktivitäten einsetzen sollen.
Die Stiftung des Microsoft-Mitgründers Gates hatte den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit darauf gelegt, Menschen in armen Ländern den Zugang zu Impfstoffen zu ermöglichen. Der Kampf galt etwa Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria. Es gab allerdings immer wieder auch Kritik an der Stiftung. Sie sei zu bürokratisch, bemängelten Kritiker, und ihre Abläufe zu komplex.
Wie man es auch anders machen kann, zeigt beispielsweise MacKenzie Scott, geschiedene Frau des Amazon-Gründers Jeff Bezos. Sie gehört mittlerweile zu den größten Spendern der Geschichte. Beraten lediglich von einem kleinen Team, verteilte sie seit dem Jahr 2020 etwa 19,3 Milliarden Dollar an mehr als 2450 Nonprofit-Organisationen.
Kritik an der Trump-Regierung
Gates, Buffett, Scott und einige andere Milliardäre stehen für vieles, das die neue US-Regierung ablehnt. Anders als einige andere Superreiche, die noch im Geschäft sind, haben sie sich nicht bei Donald Trump angebiedert. Gates etwa kritisiert die Trump-Regierung hart dafür, dass sie das Hilfsprogramm USAID zusammengestrichen haben. Dass diese Zahlungen eingestellt worden seien, habe „zweifellos zu einem dramatischen Anstieg der Kindersterblichkeit geführt“, schrieb Gates. In einem Interview mit dem Times Magazine sagte er über Elon Musk, der für die US-Regierung Ausgaben kürzt auch in der Entwicklungshilfe: „Er könnte ein großer Philanthrop werden. Stattdessen ist der reichste Mann der Welt am Tod der ärmsten Kinder der Welt beteiligt.“
Investorenlegende Buffett wiederum kritisierte beim jüngsten Aktionärstreffen seiner Holding in Omaha die Wirtschaftspolitik des Präsidenten deutlich. Weder er noch Gates müssen allerdings fürchten, dass Trump ihnen ernsthaft etwas anhaben kann, anders als Firmenbosse, deren Unternehmen etwa Probleme mit Trumps Zollpolitik haben und auf Erleichterungen hoffen.
In 20 Jahren soll nun endgültig Schluss sein mit der Gates-Stiftung, die derzeit darunter leidet, dass nicht bloß die USA, sondern auch andere Länder die Entwicklungshilfebudgets zusammengestrichen haben. Auch wenn die Stiftung Ende 2045 aufhört zu existieren, eines werde bleiben, sagte der Experte Benjamin Soskis vom Urban Institute der Nachrichtenagentur Bloomberg: Sie sei nicht nur bedeutend als Stiftung, sondern diene auch als Vorbild für andere.
Gates selbst bekräftigte in einem Statement die Entscheidung, sein Geld zu spenden: „Die Menschen werden vieles über mich sagen, wenn ich sterbe, aber ich bin fest entschlossen, dass ‚er starb reich‘ nicht dazugehören wird.“